„Helden und andere Probleme“: Lorbeer gehört in die Küche!

Der Hamburger Philologe Jan Philipp Reemtsma wandert in seinem Sammelband ebenso kenntnisreich wie eklektizistisch durch die Kultur- und Geistesgeschichte der vergangenen 2500 Jahre. Ein Ausflug für Fortgeschrittene.

Es ist keine gute Zeit für Helden. Für jene zumindest, deren Colts tief hängen, die die Welt als Kampfzone und Auseinandersetzungen als Duelle begreifen. Die Trumps, Bolsonaros und Johnsons dieser Welt haben keine gute Figur gemacht während der Zeit der Krise.

Sie haben zunächst den Feind nicht anerkannt. Denn der Held kämpft nur gegen Seinesgleichen. Und nicht gegen ein kleines, unsichtbares Ding, das obendrein aus China stammt. Das Virus lässt sich nicht zum Duell fordern. Es kämpft weder mit Schwertern noch mit Pistolen. Etwas, das man mangels Satisfaktionsfähigkeit nur ignorieren oder kleinreden konnte. Eine Beleidigung für narzisstisch gesteuerte Staatenlenker, eine Kränkung. Der wahre Held ist ein Mann der Tat. Entschlossen, siegreich, triumphal. Der Kampf gegen das Virus hingegen erfordert andere Handlungsweisen: Kooperation, Umsicht, Planung, Empathie. Die virilen Männer mit ihren ausgeprägten Egos haben versagt. Ihr Narzissmus hat ihre Länder gefährdet und beschädigt, die Infektionsraten sind hoch, die Wirtschaft kracht, viele sind gestorben.

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