Studentenheime

Viel Vertrauen auf Vernunft

Die Studentenheime stehen wie gewohnt offen. Um Staus und Ansammlungen schon zu Beginn zu verhindern, vergeben die Betreiber gestaffelte Einzugstermine.
Die Studentenheime stehen wie gewohnt offen. Um Staus und Ansammlungen schon zu Beginn zu verhindern, vergeben die Betreiber gestaffelte Einzugstermine.Getty Images
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Mit erweiterten Hygienekonzepten und Notfallplänen bereiten sich Studentenheime auf die Rückkehr der Studierenden vor. Und man setzt auf Eigenverantwortung.

Der Beginn des Wintersemester rückt näher. Und es scheint angesichts der Tatsache, dass an den Hochschulen manche Lehrveranstaltungen im Präsenzmodus abgehalten werden, ein wenig Normalität zu versprechen. Für viele Studierende aus den Bundesländern heißt das, Koffer zu packen und spätestens Anfang Oktober im Studentenheim einzuchecken. „Die Nachfrage entwickelt sich gut“, sagt Florian Huemer, Vorstand der Stuwo AG. Mit 4200 Betten in 23 Heimen österreichweit ist diese der zweitgrößte Heimbetreiber. Auch Bernhard Tschrepitsch, Generalsekretär des Branchenprimus Akademikerhilfe, ist mit der Belegung für das kommende Wintersemester zufrieden. Die Nachfrage aus Österreich, Deutschland und beispielsweise Südtirol, Tschechien oder der Slowakei sei konstant, deutlich weniger Anfragen gibt es hingegen aus den USA und Großbritannien.

Regeln für Einzug und Küche

Um sowohl den Bewohnern als auch den Mitarbeitern größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, haben die Heimbetreiber ein Bündel an Maßnahmen geschnürt. Das beginnt bereits beim Einzug: Terminvereinbarung ist Pflicht, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Weil oft die ganze Familie beim Einzug mit dabei war, hat die Akademikerhilfe dabei auch die Personenzahl auf zwei beschränkt. Plexiglastrennwände schützen dort die Mitarbeiter, bei der Stuwo müssen Studierende bei Kontakt mit Verwaltungsmitarbeitern Maske tragen. Auch bei der Vergabe der Zimmer ist Sicherheit ein Thema: Die ohnehin nur noch sehr selten vorhandenen Doppelzimmer werden entweder als Einzelzimmer oder ausschließlich an Paare vergeben.

Vorgaben gibt es auch für die Benützung der Gemeinschaftsräume, etwa der Stockwerksküchen. Diese werden zwar täglich vom Personal gereinigt und desinfiziert, aber man empfehle den Studierenden, das nach der Benützung ebenfalls zu tun. „Wir legen ihnen auch nahe, vor Betreten der Küche die Hände zu desinfizieren“, sagt Huemer. Eine weitere Vorgabe sei, die Küchenfenster während des Aufenthalts im Raum zu kippen und darüber hinaus regelmäßig zu lüften. Und: Hausfremde dürften die Küchen nicht betreten, so Huemer.

Partys ja oder nein?

Unterschiedlich wird die Nutzung der Partyräume bei den beiden Heimträgern gehandhabt: Während diese bei der Akademikerhilfe aktuell geschlossen und Partys grundsätzlich nicht erlaubt sind, steht die Benützung derselben den Bewohnern von Stuwo-Heimen offen. „Wir empfehlen allerdings, dass sich nicht mehr als 25 Personen dort aufhalten – und Hausfremde müssen ihre Kontaktdaten bekannt geben“, sagt Huemer. Musikübungs- und Fitnessräume stehen den Studierenden offen, wobei die Nutzer den Abstand von zwei Metern (Stuwo) beziehungsweise ein- bis eineinhalb Metern (Akademikerhilfe) einhalten müssen. „Natürlich gilt die Abstandsregel auch in allen anderen Räumen und den Liften“, sagt Tschrepitsch, der in diesem Zusammenhang an die Eigenverantwortung der Bewohner appelliert. Man könne nämlich nur das einfordern, was vom Gesetzgeber vorgeschrieben sei. „Anders als Schulen sind Heime privatrechtlich organisiert. Wir sind Unterkunftgeber, dabei gibt es eine starke Analogie zu Wohnbaugenossenschaften“, erklärt er. Darüber hinaus seien die Bewohner volljährig und somit keine Schutzbefohlenen.

Die Abstandsregeln und Hygienevorgaben sowie die Regeln der Heime einzuhalten, legt auch Adrijana Novaković, Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft, jenen Studierenden ans Herz, die sich gelegentlich mit Fragen nach der Sicherheit in den Heimen an die ÖH wenden. Vonseiten der ÖH gebe es diesbezüglich keine offiziellen Empfehlungen. „Die Heime haben die Maßnahmen gut im Griff“, ist Novaković überzeugt.

Auf Eigenverantwortung setzt Tschrepitsch übrigens auch im Fall eines Coronaverdachts oder einer positiven Testung. „Wir werden ja über das Ergebnis nicht von der Behörde informiert. Das heißt, wir halten die Studierenden an, in beiden Fällen sofort die Heimleitung zu informieren“, sagt Tschrepitsch. Für diese Fälle gibt es im Übrigen Notfallpläne. Die Kontaktaufnahme mit der Hotline 1450 ist darin genauso zu finden wie die Vorgaben für die Isolierung des oder der Betroffenen. „Es gibt eigene Bereiche für etwaige Quarantänefälle, die stockwerksmäßig definiert sind“, erzählt Tschrepitsch. Gemeinsam mit der Heimleitung würde dann die Versorgung der Betroffenen geregelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2020)

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