Nach drei verlorenen Grand-Slam-Endspielen spricht am Sonntag bei den US Open in New York doch vieles für einen Triumph von Dominic Thiem. Dabei kam der Höhenflug ohne Ansage.
Zum bereits vierten Mal in seiner Karriere bestreitet Dominic Thiem am Sonntag (22 Uhr, live auf Servus TV, Eurosport) ein Grand-Slam-Finale. Bei den US Open in New York, die aufgrund der Coronaviruspandemie vor leeren Rängen stattfinden, stellt sich dem Niederösterreicher im Spiel um die erste Majortrophäe der Deutsche Alexander Zverev in den Weg. Thiem wird als Favorit in dieses Match gehen. Warum? Er ist auf der großen Bühne erfahrener als sein vier Jahre jüngerer Kontrahent, führt im direkten Vergleich mit 7:2-Siegen und hat im Turnierverlauf, vor allem aber im Halbfinale, einen stärkeren Eindruck hinterlassen.
Dass Thiem in Flushing Meadows zu einem derartigen Erfolgslauf ansetzen würde, war vor zwei Wochen nicht wirklich abzusehen. Nach dem Restart der Tour mit dem von Cincinnati nach New York verlegten Turnier und der schmerzhaft deutlichen 2:6-, 1:6-Niederlage gegen den Serben Filip Krajinović, Nummer 32 der Tenniswelt, herrschte große Ungewissheit im Team Thiem. Der 27-Jährige konnte seine gute Form aus den Exhibitions im Sommer nicht konservieren, dabei hatte vor der Wiederaufnahme der Tour kein anderer Spieler so viele Matches bestritten. Von 28 Spielen bei Showturnieren zwischen Kitzbühel und Nizza hatte der Niederösterreicher 25 gewonnen.
Zum Vergleich: Halbfinalgegner Daniil Medwedew bestritt kein einziges Vorbereitungsmatch. Das von Thiem hart erarbeitete Selbstvertrauen aber ging aus unerklärlichen Gründen verloren. Eurosportexperte Boris Becker vermutete sogar, dass Thiem in der Turnierpause zu viele Matches bestritten haben könnte.
Doch dieser These fehlt die Grundlage. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres, also zwischen Ende Februar und Ende August 2019, hatte Thiem 37 Matches und damit neun Matches mehr als 2020 bestritten. Zudem blieben dem Schützling von Nicolás Massú kräftezehrende Fernreisen erspart, er hielt sich ausschließlich in Europa auf.