Spitzenkoch Lukas Nagl verbindet am Traunsee Produkte und Traditionen der Region mit neuen Ideen.
Essen

Der Knödel als kulinarisches Markenzeichen

Bei Oberösterreich denken viele an deftiges Essen. Das typische Comfort Food ist aber nur die eine Seite. Denn es tut sich einiges. Und manche sehen Oberösterreich schon als die zukünftige Kulinarik- destination des Landes.

Das kulinarische Markenzeichen Oberösterreichs ist der Knödel, da gibt es wenig zu rütteln. Es gibt ihn aus Erdäpfeln und Mehl, aus Semmeln und aus Grieß. Salzig oder süß, gefüllt mit Grammeln, mit Selchfleisch oder mit Zwetschken. Häufig ist er ein vollwertiges Gericht auf Sauerkraut und oft das Element, das ein Gericht erst vollständig macht: Neben Stöcklkraut oder Radisalat werden zum Bratl je nach Region manchmal sogar zwei Sorten Knödel serviert – und der eine oder andere Oberösterreicher erzählt mit einem gewissen Stolz sogar von gefüllten Knödeln als Beilage zum Schwein.

Aber klar ist Oberösterreichs Küche nicht nur Knödel (und nicht nur Bratl). Das Bundesland hat darüber hinaus noch zahlreiche andere typische Gerichte zu bieten, die nach wie vor präsent sind: vom Steckerlfisch im Salzkammergut, der eigentlich Stanglfisch heißt, über den Erdäpfelkas, der weit über die Bundeslandgrenzen hinaus beliebt ist, bis hin zur Linzer Torte. Deren Backanleitung – entdeckt im fast 400 Jahre alten Kochbuch einer veronesischen Gräfin – gilt als das älteste Tortenrezept der Welt, und die Entstehungsgeschichte der Torte ist fast so legendenumrankt wie die des Kipferls. Und es gibt auch immer mehr Köche, die klassische oberösterreichische Gerichte oder die ziemliche Vielfalt regionaler Produkte – von Schwein, Erdäpfeln und Milchprodukten über das Leinöl aus dem Mühlviertel und das Gemüse aus dem fruchtbaren Eferdinger Becken bis hin zum Traunseefisch – moderner interpretieren.

Das geht ins Herz

Dass viele die oberösterreichische Küche aber zunächst einmal mit deftigem Essen à la Knödel und Bratl (und natürlich auch mit Bier und mit Most) assoziieren, ist trotzdem nicht ganz unberechtigt. „Das ist schon die kulinarische DNA, das kulinarische Erbe von Oberösterreich“, sagt Philip Rachinger, Küchenchef im Mühltalhof in Neufelden im oberen Mühlviertel. „Und es ist auch noch immer da, weil das den Leuten immer noch schmeckt, weil es einfach ein bissl dazugehört.“

Rachinger gehört längst zur Elite der heimischen Köche. Er serviert eine innovative, mitunter provokante und gleichzeitig lässige High-End-Küche mit vorwiegend regionalen Produkten von Wild bis Gemüse – und manchmal auch mit traditionellen Elementen. Das kann durchaus einmal eine Interpretation des Erdäpfelgulaschs sein – oder ein Knödel, so herausgeputzt, dass er auch in einem Fine-Dining-Menü besteht. „Ich finde, dass das eine schöne Ergänzung sein kann“, sagt Rachinger. „Du hast dann Comfort Food, das direkt ins Herz geht.“ Neben dem Fernruf 7, in dem Vater Helmut inzwischen sein eigenes Ding macht, geht auf Rachinger-Initiative auch das neue Lokal in der Neufeldner Brauerei zurück, das neben Stelzen auch Mühlviertler Sushi auf der Karte hat.

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