Der Kampf gegen das Virus verursacht mehr Kunststoffmüll. Die Recycler können nicht helfen.
In vielen Bereichen war die Coronaviruspandemie ein Segen für die Umwelt: Fabriken und Autos standen still, die Luft wurde reiner, die Seen klarer. In der Abfallwirtschaft sieht die Bilanz ganz anders aus. Der Kampf gegen das Virus verhalf Kunststoffprodukten zu einem spektakulären Comeback. Der Verbrauch an mitunter lebensrettenden Plastikhandschuhen, OP-Masken und Schutzanzügen legte steil zu. In den Supermärkten griffen die Menschen aus Hygienegründen plötzlich wieder lieber zu foliertem Obst und Gemüse. Die Chemiebranche jubelt über den unerwarteten „Imagegewinn“ ihres in der Krise so unverzichtbaren Werkstoffs. Doch langsam werden die Probleme des neuen Plastikhypes sichtbar.
Denn ein Großteil der „Coronaprodukte“ aus Kunststoff sind Wegwerfartikel. Einmal verwendet sind die Masken nicht mehr hygienisch rein und landen – im besten Fall – im Mistkübel. Die Amerikaner haben seit dem Lockdown dreimal so viele Wegwerfprodukte aus Plastik konsumiert wie im Jahr zuvor, schätzt die International Solid Waste Association. Auch der Boom des Onlinehandels lässt die Müllberge weiter wachsen. In Europa und den USA kaufen heute 65 Prozent mehr Menschen im Internet ein als vor einem Jahr. „Für uns ist jeder Tag Weihnachten“, beschrieb die heimische Post im Frühling die plötzliche Paketflut. Die Produkte in den Kartons sind fast immer in Plastik verpackt oder werden mit Plastikluftkissen vor Transportschäden geschützt. Auch diese Mengen fallen nun zusätzlich an. Allein der Markt für Plastikverpackungen soll heuer um 5,5 Prozent wachsen. Die französische Umweltschutzorganisation Opération Mer Propre fürchtet bereits, dass bald mehr „Covidplastikprodukte“ als Quallen im Mittelmeer schwimmen werden.