Normalerweise sitzen nur Kaninchen wie hypnotisiert vor der Schlange, doch es kann auch ganz anders kommen. Im Garten – aber auch an ganz anderen Orten.
Stellen Sie sich folgende Szene vor: Es ist noch früh am Morgen. Sie sind gerade aufgewacht und kehren wohl oder übel den herrlichen Bettpfühlen den Rücken. Der Metabolismus arbeitet gut, und Ihr erster Weg führt ins noch dämmrige Badezimmer, wo Sie sich behaglich dort niederlassen, wo selbst der Kaiser zu Fuß hingeht. Wie jeder weiß, handelt es sich um einen Moment, in dem man in seiner Bewegung doch einigermaßen eingeschränkt ist. Während Sie überlegen, wie Sie den Tag angehen werden, erregt eine Bewegung in der Dusche Ihre Aufmerksamkeit, und erst jetzt bemerken Sie, dass Sie nicht allein sind.
Normalerweise sitzen angeblich nur Kaninchen wie hypnotisiert vor der Schlange, neuerdings weiß auch ich, wie sich das anfühlt. Wenn auch nicht die Angst vor dem Reptil der Auslöser der Starre war, so hatte die Szene doch etwas Absurdes. Die Schlange war noch klein, doch sie war eindeutig keine der Ringelnattern, die sich gelegentlich ins Haus verirren oder sich in eleganten Kringeln auf dem Fußabstreifer vor der Tür in der Morgensonne aalen. Ringelnattern zu begegnen gehört zu den großen Glücksmomenten, und wenn man eine dieser schönen Kreaturen dabei beobachten darf, wie sie, das Köpfchen erhoben, durch den Teich schwimmt wie eine verzauberte Nixe, wird die Welt für einen Augenblick feierlich.
