Von der West- bis zur Ostküste stehen Kommunen und Bundesstaaten unter Sparzwang. Ökonom Paul Krugman warnt vor dem allmählichen Verfall der USA: "Wir haben einen verheerenden Weg eingeschlagen".
Es ist ein drastisches Urteil, das Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman in seiner Kolumne in der "New York Times" fällt: "In Amerika gehen die Lichter aus - im wahrsten Sinn des Wortes". Er beklagt den Verfall der USA auf kommunaler Ebene. Von der West- bis zur Ostküste: Überall in den USA stehen Kommunen und Bundesstaaten unter Sparzwang.
US-Bezirke am Rande des Verfalls
Es mangelt nicht an plakativen Beispielen. So muss in Colorado jede dritte Straßenlaterne ausgeschaltet bleiben, in vielen US-Bezirken werden Asphaltstraßen durch Schotterpisten ersetzt ("DiePresse.com" berichtete am 19. Juli unter dem Titel "US-Staaten sparen: Schotterpisten statt Asphaltstraßen"), Lehrer werden entlassen und in Hawaii wurde sogar das Schuljahr aus Geldnot massiv gekürzt.
Aber auch auf die Städte kämen "fürchterliche Probleme" zu, glaubt man dem legendären Investor Warren Buffett.
Drei Jahrzehnte Anti-Staats-Rhetorik
Wie man so weit gekommen sei? "Es ist die logische Konsequenz von drei Jahrzehnten Anti-Staats-Rhetorik. Diese hat viele Wähler davon überzeugt, dass jeder Steuer-Dollar ein verschwendeter Dollar ist und dass der öffentliche Sektor nichts richtig machen kann". Nun stünden all jene Dienste zur Disposition, auf die vor allem die Ärmeren angewiesen sind: Straßenlichter, befahrbare Straßen und gute Schulen.
Mit seiner Kritik ist Krugman nicht allein. Erst vor wenigen Tagen hatte sein Kollege Joseph Stiglitz von einer "blutarmen Erholung der USA" gesprochen. Auch er forderte eine zweite Runde von Konjunktur-Anreizen. Aber: "Sie müssen besser gestaltet sein. Sie müssen mehr auf Investitionen, Bildung, Infrastruktur und Technologie fokussiert sein. Wenn man diese Investitionen umsetzt, werden die Staatsschulden langfristig niedriger und das Wachstum in der Zukunft höher sein".
"Unbeleuchtete, ungepflasterte Straße ins Nichts"
Krugman zieht einen pessimistischen Schluss: "Das Endergebnis der jahrelangen Kampagnen gegen den Staat ist, dass wir einen verheerenden Weg eingeschlagen haben. Amerika befindet sich nun auf der unbeleuchteten, ungepflasterten Straße ins Nichts".
(phu)