Gastbeitrag

Neue Instrumente gegen Plattform-Monopole

Die schiere Größe der maßgeblichen Onlineplattformen erschwert es Mitbewerbern, am Markterfolg teilzuhaben.
Die schiere Größe der maßgeblichen Onlineplattformen erschwert es Mitbewerbern, am Markterfolg teilzuhaben. Fairfax Media via Getty Images
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Die EU-Kommission will den Wettbewerbsbehörden Mittel in die Hand geben, um gegen Google, Facebook und Co. auch ohne Rechtsbruch vorgehen zu können. Eine überragende Marktposition soll genügen. – Ein Gastbeitrag.

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Wien. „Sie hasst die USA mehr als jede andere Person“, meinte der amtierende US-Präsident Donald Trump über die EU-Wettbewerbskommissarin („your tax-lady“) Margrethe Vestager. Hintergrund war ein weiteres Verfahren der EU- Kommission gegen einen US-Tech-Giganten, diesmal ging es um eine angebliche Bevorzugung von Apple in Steuerfragen durch einen Mitgliedstaat. Doch auch an vielen weiteren Fronten machen Regierungen und Parlamente in Europa gegen Google, Facebook und Co. mobil: Von der Einführung einer Digitalsteuer über Verhaltensanforderungen im B2B-Bereich bis hin zu Vorschriften gegen „Hass im Netz“. Zu den Maßnahmen, die teils bereits umgesetzt sind und teils noch in Diskussion stehen, gesellt sich nun ein neuer Vorschlag, der den nationalen und europäischen Wettbewerbshütern zusätzliche Werkzeuge zur Behebung vermuteter Missstände gegen Online-Plattformen an die Hand geben soll.

Wie Netzwerkeffekte entstehen

Worum geht es? Von Bücher- und App-Käufen über Hotelbuchungen bis hin zur Partnersuche: Viele dieser Vorgänge finden heute in einem digitalen Umfeld statt, häufig unter Einsatz von Online-Plattformen. Prominente Beispiele sind der E-Commerce-Gigant Amazon, App-Stores wie Google Play, Buchungsportale wie Expedia oder Dating-Plattformen wie Parship und Tinder. Aber auch Suchmaschinen, oft Ausgangspunkt für die Erkundung des World Wide Web, gelten als Plattformen.

Ihnen allen ist gemein, dass sie unterschiedliche Nutzergruppen zusammenführen. In der Regel zieht dabei eine Gruppe Nutzen aus der Anwesenheit zumindest einer anderen. So sorgt ein Mehr an Anbietern regelmäßig für eine größere Auswahl und für niedrigere Preise. Umgekehrt ist eine Plattform für Anbieter umso attraktiver, je mehr Kunden sie dort erreichen – ein sich selbst verstärkender Prozess. Ökonomen beschreiben dieses Phänomen als Netzwerkeffekt.

Also alles gut? Nicht ganz, meinen Politiker und Wettbewerbsbehörden. Plattformen machen zwar vieles einfacher und bequemer. Bequemlichkeit aber schafft Abhängigkeit. Und Abhängigkeit reduziert den Wettbewerb. In der Tat neigen Plattformmärkte dazu zu kippen. Damit ist gemeint, dass ein Markt von einer Plattform nahezu zur Gänze eingenommen wird – eine Handelsplattform für Waren aller Art, eine Suchmaschine für das gesamte Internet, ein soziales Netzwerk für eine bestimmte Gruppe an Usern et cetera. Grund dafür sind unter anderem die angesprochenen Netzwerkeffekte – von ihnen profitieren jene besonders, die bereits etabliert sind. Zusätzlich werden Nutzerdaten generiert, die sich monetarisieren und für die Entwicklung neuer Produkte verwenden lassen. Neue Produkte ermöglichen wiederum neue Daten- und Geldströme.

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