Akademietheater

„Antigone“: Dabeisein ist nicht alles

Reden als Ablenkung. Katastrophen wenden die Bürger gern den Rücken zu. „Antigone“, ein wohl einstudiertes Requiem von Thomas Köck.
Reden als Ablenkung. Katastrophen wenden die Bürger gern den Rücken zu. „Antigone“, ein wohl einstudiertes Requiem von Thomas Köck. Matthias Horn/Burgtheater
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Lars-Ole Walburg inszenierte Thomas Köcks Sophokles-Variation als Sprachoper: Karg und teilweise spröde, insgesamt aber beeindruckend.

Kreon ist jener König, der Ordnung schaffen will und muss nach der Tragödie um Ödipus, der unwissentlich seinen Vater erschlug, seine Mutter heiratete und so Fluch auf seine Stadt lud. Kreon räumt auf mit Archaik und Anarchie, weg mit der Metaphysik: Tote sind tot, die Lebenden dürfen sich nicht mit der Vergangenheit belasten, Realpolitik ist alles. Doch eine begehrt auf: Antigone. Sie weigert sich, die Vergangenheit von der Gegenwart zu trennen, und fordert Achtung vor den Toten.

Der Oberösterreicher Thomas Köck legt die Sophokles-Tragödie als Requiem für eine Gesellschaft an, die von Schuld nichts mehr wissen will, Entscheidungen treffen die Oberen, das Volk folgt bzw. schaut fern. Das entspricht durchaus unserem Lebensgefühl. Doch manchmal bricht selbst in unser geordnetes Dasein eine Katastrophe wie jene um das Lager Moria auf Lesbos ein, das Ereignis wird nicht erwähnt, aber es ist präsent bei dieser Aufführung im Akademietheater, die Samstagabend Premiere hatte.

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