Interview

Katherine Waterston: „Ich wollte etwas Nützliches machen“

Jess (Katherine Waterston) ist für Sam (Jude Law) der einzige Lichtblick auf der Insel, auf der mysteriöse Rituale praktiziert werden.
Jess (Katherine Waterston) ist für Sam (Jude Law) der einzige Lichtblick auf der Insel, auf der mysteriöse Rituale praktiziert werden. HBO/Plan B/Punchdrunk/Sky
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Die Schauspielerin über sinnvolle Arbeit im Lockdown, eine Kindheit ohne Pomp und die Sky-Mystery „The Third Day“.

Die Waterstons sind alle im Filmbusiness. Vater Sam mit den markanten Augenbrauen war für seine Hauptrolle als Kriegsreporter Sydney Schanberg in „The Killing Fields“ (1984) für einen Oscar nominiert und spielte 368 Episoden lang den Staatsanwalt Jack McCoy in der Serie „Law & Order“. Und wie hat Tochter Katherine das wahrgenommen? Zunächst einmal gar nicht. „Meine Kindheit ist nicht viel anders verlaufen als in anderen Familien“, erzählt sie im „Presse“-Interview. „Wir lebten in einer Kleinstadt, nicht in Los Angeles, wo jeder in einem coolen Auto herumfährt und die Eltern alle Schauspieler, Agenten oder deren Rechtsanwälte sind.“ Der glamouröse Hollywood-Pomp ging an ihr vorbei. In den Ferien besuchte die Familie den Vater beim Dreh. „Da habe ich mitbekommen, womit er sein Geld verdient. Diese Gemeinschaft am Set hat mir als Kind sehr gefallen. Und ich habe gesehen, wie glücklich er war. Ich hatte also einen völlig falschen Eindruck vom Business.“ Vor allem der Anfang sei hart.

Essen austeilen statt Filme drehen

Mittlerweile steckt sie mittendrin. Sie spielte im Biopic „Steve Jobs“ (2015), hatte in den Harry-Potter-Prequels „Phantastische Tierwesen“ (2016) und „Grindelwalds Verbrechen“ (2018) als Zauberin Porpentina Goldstein eine Hauptrolle. Derzeit ist sie mit „Edison – ein Leben voller Licht“ (2020) in den Kinos. Sie spielt Marguerite, die Ehefrau von Edisons Rivalen George Westinghouse. Das Verhältnis der beiden habe sie „total fasziniert“, sagt Waterston. Westinghouse habe seine Frau über alles geliebt. Aber nicht nur das. „Er begegnete ihr auf Augenhöhe, sah sie als gleichwertig an.“ Keine Selbstverständlichkeit in den 1880er-Jahren. Eigentlich sollte Waterston längst wieder vor der Kamera stehen – für Teil drei von „Phantastische Tierwesen“. Doch dann kam Corona. „Wir erwarten, dass wir bald drehen.“ Termin gibt's aber noch keinen. Das Herumsitzen während des Lockdowns war nicht ihre Sache. Weshalb sie ein Charityprojekt gründete. „Wir haben Essen zubereitet und ausgeteilt. Ich dachte, wenn ich sonst nichts tun kann, konzentriere ich mich eben darauf, etwas Nützliches zu machen.“

Als Freiwillige mit dabei waren Jude Law („Sherlock Holmes“, „Grindelwalds Verbrechen“) und Naomie Harris („James Bond“, „Moonlight“, „Black and Blue“). Alle drei spielen nun gemeinsam in „The Third Day“.

Schöne, gruselige Insel

Die Mystery-Serie, die morgen (in Englisch) auf Sky anläuft, wird in zwei eigenständigen, miteinander verbundenen Geschichten erzählt: „Sommer“ und „Winter“. Die Episode „Herbst“ wird als Theater-Event live gespielt werden – und in einem Take gedreht.

Die Serie spielt auf einer idyllischen, aber mysteriösen Insel. Sam (Jude Law) rettet ein Mädchen vor dem Suizid und sitzt dann in deren Dorf fest. Die Atmosphäre ist düster, die Menschen wirken unheimlich. Das Telefon funktioniert nicht. Sam ist am Rande des Nervenzusammenbruchs. Jess hingegen ist gern da. „Sie mag die Leute“, sagt Waterston über ihre Figur, die sich für keltische Bräuche, Rituale (die hier offenbar praktiziert werden) und Hexen interessiert. „Dass die Bewohner Exzentriker sind, ist für sie ein Abenteuer.“ Tatsächlich habe die Insel, deren Zufahrtsstraße zweimal täglich von der Flut überschwemmt wird, „eine besondere Energie“, sagt Waterston. „Sie fühlt sich rau an, fast aggressiv, und dann sind da diese goldenen Weizenfelder – das ist als Filmset wunderbar.“ Und es entspannt: „Man fühlt sich der Welt entrückt.“ Oder man wird verrückt. Sam ist nah dran . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2020)

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