Herbstlohnrunde

Metaller-Arbeitgeber wollen KV-Verhandlungen verschieben

Christian Knill: "Es gibt nichts zu verteilen"
Christian Knill: "Es gibt nichts zu verteilen"Die Presse/Fabry
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„Eines ist klar: es gibt heuer nichts zu verteilen, nur Sorgen. Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es am sinnvollsten, die Lohnverhandlungen in das nächste Jahre zu verschieben“, sagt der  Obmann der Metalltechnischen Industrie. Die Gewerkschaften lehnen dies ab.

Die Coronakrise lässt die Produktion der Metallindustrie heuer voraussichtlich um ein Fünftel einbrechen, die Arbeitgeber wollen nun die KV-Verhandlungen verschieben. "Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es am sinnvollsten, die Lohnverhandlungen in das nächste Jahre zu verschieben", sagte der Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI), Christian Knill, am Montag in Wien.

Der Start der Metaller-Kollektivvertragverhandlungen ist für den 24. September vorgesehen. Die Arbeitgeber wollen bei der ersten Runde mit der Gewerkschaft, über eine Verschiebung diskutieren. "Wir sind in einer absoluten Ausnahmesituation und müssen gemeinsam aus dieser Krise finden", so der FMTI-Obmann. Es gebe "heuer nichts zu verteilen, nur Sorgen". Im vergangenen Oktober einigten sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter in der fünften Verhandlungsrunde noch auf ein Lohn- und Gehaltsplus von im Schnitt 2,7 Prozent. 

„Aufgrund der Wirtschaftskrise geht es heuer vor allem um den Erhalt von Arbeitsplätzen. Für einen raschen Kollektivvertragsabschluss sind aber nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhungen notwendig, um die Kaufkraft der Menschen zu sichern“, kontern die beiden Chefverhandler der ArbeitnehmerInnenseite, Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA-djp).

Die Gewerkschaften seien bereit, die Gespräche zügig und verantwortungsvoll zu führen und erteilen der Forderung von FMTI-Obmann Christian Knill nach Verschiebung oder Aussetzung der KV-Verhandlungen eine klare Absage. Aus Sicht der Gewerkschaften sind solche unbedachten Äußerungen in Zeiten einer weltweiten Wirtschaftskrise völlig verfehlt. „Eine Nulllohnrunde kommt nicht in Frage. Das wäre in der jetzigen Situation das Schlechteste für die wirtschaftliche Entwicklung“, erklärten Wimmer und Dürtscher.

Historischer Produktionsrückgang

Die Coronapandemie trifft die heimische Metalltechnische Industrie stärker als die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 und führt heuer zum größten Produktionseinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg. "Die Corona-Krise wirft unsere Branche um mehr als 10 Jahre zurück. Derzeit erwarten wir für 2021 ein Produktionsniveau, das wir im Jahr 2010 hatten", sagte Knill. Die Corona-Kurzarbeit hat den Beschäftigungsabbau in der Metalltechnischen Industrie verlangsamt, bis Mai sank die Beschäftigung aber bereits um 4,1 Prozent.

Die aktuellen Daten für die ersten fünf Monate des Jahres zeigen einen Rückgang der Produktion um 19,6 Prozent, die Auftragseingänge sanken um 26,5 Prozent, die Exporte um 15,8 Prozent und die Beschäftigung um 4,1 Prozent.

Arbeitgeber-Vertreter Knill rechnet "für die nächsten Monate und Jahre mit großen Problemen für die Betriebe und in Folge auch für die Arbeitsplätze". Aktuell nutzen 50 Prozent der Unternehmen der Metalltechnischen Industrie die Corona-Kurzarbeit, rund 42.000 Beschäftigte sind davon betroffen. Ab Oktober werden nur noch rund 25 Prozent  der Betriebe die Kurzarbeit in Anspruch nehmen, so die Daten der Blitzumfrage. Rund 27 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem Beschäftigtenabbau in den nächsten drei Monaten.

Die Metalltechnische Industrie beschäftigt derzeit rund 134.000 Menschen und sichert damit indirekt an die 250.000 Arbeitsplätze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2019 einen Produktionswert von 39,8 Milliarden Euro. Der Fachverband Metalltechnische Industrie, ein Zusammenschluss der ehemaligen Fachverbände Maschinen- und Metallwarenindustrie sowie Gießereiindustrie, zählt zu den größten Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden Österreichs.

Zu den größten Firmen der Branche zählen unter anderem der Anlagenbauer und Technologiekonzern Andritz, der Seilbahnhersteller Doppelmayr, der Beschlägehersteller Julius Blum und der Kranhersteller Palfinger. Die Unternehmen sind stark exportorientiert: Die Metalltechnische Industrie hatte zuletzt einen Exportanteil am gesamten österreichischen Außenhandel von rund einem Viertel. Einige Betriebe sind Weltmarktführer und "Hidden Champions".

(APA)

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