US-Wirtschaft verliert weiter an Schwung

File image of construction workers stand on the top of a building being constructed in New York City
File image of construction workers stand on the top of a building being constructed in New York City(c) Reuters (Lucas Jackson)
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Im zweiten Quartal ist die Produktivität der US-Wirtschaft erstmals seit eineinhalb Jahren gesunken. Sie fiel überraschend um 0,9 Prozent. Im ersten Quartal wurde die Produktivität noch um 3,9 Prozent gesteigert.

Die US-Wirtschaft scheint nicht so schnell wie erhofft aus der tiefsten Konjunkturkrise seit Jahrzehnten hinauszufinden. Wie das Arbeitsministerium der Vereinigten Staaten am Dienstag in Washington mitteilte, sank die Produktivität von Industrie und Dienstleistungssektor im zweiten Quartal erstmals seit eineinhalb Jahren wieder. Sie fiel den Angaben zufolge überraschend deutlich um 0,9 Prozent.

Analysten hatten dagegen ein Plus von 0,2 Prozent erwartet. Einen Produktivitätsrückgang hatte es zuletzt im Schlussquartal 2008 gegeben, direkt nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers und einem historischen Einbruch von Weltwirtschaft und Handel.

Noch im ersten Quartal 3,9 Prozent gestiegen


Seitdem hatte sich die US-Wirtschaft nicht zuletzt dank massiver staatlicher Konjunkturstützen und beherztem Eingreifen der Notenbank Federal Reserve erholt. Noch im ersten Quartal dieses Jahres hatte die Produktivität in den USA um 3,9 Prozent zugelegt. Der nun zu beobachtende Negativtrend ist nach Ansicht von immer mehr Ökonomen ein weiteres Indiz dafür, dass die größte Volkswirtschaft der Welt kräftig an Schwung verliert. Sie wuchs im Frühjahr nur noch um 2,4 Prozent nach 3,7 Prozent zu Jahresbeginn.

Auch die Misere am Arbeitsmarkt setzt sich fort. So verharrt die Arbeitslosenquote bei 9,5 Prozent und ist damit für US-Verhältnisse weiter ungewöhnlich hoch. Erst am Freitag war bekanntgeworden, dass alleine im Juni landesweit 131.000 Stellen von den Unternehmen gestrichen wurden.

Rückfall in die Rezession?


Die in US-Medien vor diesem Hintergrund vieldiskutierte Frage, ob es in den kommenden Monaten zu einem Rückfall in die Rezession kommt, beschäftigte am Dienstag auch die wichtigsten Notenbanker. Beim Treffen des Offenmarktausschusses der Fed in Washington geht es zwar formal hauptsächlich um die Festsetzung des Leitzinses. Fed-Chef Ben Bernanke und seine Kollegen werden aber nach Einschätzung von Experten vor allem darüber beraten, wie sie die Wirtschaft davor bewahren können drei Jahre nach dem Beginn der Krise erneut zu straucheln.

Am Leitzins, der seit Dezember 2008 faktisch bei null Prozent liegt, kann Bernanke kaum noch drehen. Allerdings könnte die Fed ihre eigentlich bereits abgeschlossenen Wertpapierkaufprogramme wieder aus der Mottenkiste holen und auf diese Weise frische Dollars in die Wirtschaft pumpen. Die Entscheidung der Fed wird am Abend erwartet.

(Ag.)

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