Champions League

Rapid: Millionenspiel beim Chaos-Klub

APA/HANS PUNZ
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Rapid spielt in Gent um die Play-off-Teilnahme. Die Formkurve spricht für die Wiener, die Belgier hadern mit ihrem „Zweitligafußball“ und feuerten kurzerhand den Trainer.

Gent/Wien. Über schlechtes Timing darf sich Rapid in der laufenden Champions-League-Qualifikation nicht beschweren. Wie schon in der zweiten Runde mit Lokomotiva Zagreb erwischt Österreichs Vizemeister seinen heutigen Drittrundengegner KAA Gent (20.30 Uhr, live ORF eins) zum aus grün-weißer Sicht richtigen Zeitpunkt: Belgiens Vizemeister hat den Saisonauftakt verpatzt (ein Sieg, vier Niederlagen, Tabellenplatz 16), wird medial auseinandergenommen und hat auch noch mit internen Querelen zu kämpfen.

Noch am Montagnachmittag gab der Klub die sofortige Absetzung von Trainer László Bölöni bekannt. Der rumänische Coach war nur drei Ligapartien an der Seitenlinie gestanden, vor allem Star-Stürmer Roman Jaremtschuk hatte sich mit öffentlicher Kritik an Bölönis Defensiv-Taktiken nicht zurückgehalten. „Wir wollen in die Champions League, aber das ist unmöglich, wenn wir so spielen. Wir spielen wie eine Zweitligamannschaft“, meinte der Ukrainer.

imago images/Panoramic Internati

Der auf 9,5 Millionen Euro taxierte wertvollste Spieler Gents fehlte daraufhin prompt im Kader gegen Eupen (1:2) und soll den Verein auch verlassen wollen. Für den abgesetzten Bölöni übernimmt heute der ebenfalls erst im Sommer als Co-Trainer verpflichtete 38-jährige Wim de Decker.

Corona-Fall

Und auch das noch: Kapitän Vadis Odjidja-Ofoe hat vor gut einer Woche einen positiven Coronatest abgeliefert.

Überhaupt nicht auf Gents Spielerliste scheint Ex-Rapidler Giorgi Kvilitaia auf. Der Georgier, bis vor zwei Jahren in Hütteldorf im Einsatz, steht bei den Belgiern auf dem Abstellgleis und kurz vor einem Transfer nach Zypern.

Sogar die Tatsache, dass heute in der Ghelamco Arena in Gent (keine Zuschauer) gespielt wird – im straffen Corona-Spielplan der Champions-League-Qualifikation entfällt das Rückspiel – , kann Rapid zugute kommen. Gent muss endlich ein Erfolgserlebnis liefern und muss das Spiel machen. Keine leichte Aufgabe für eine Mannschaft ohne Selbstvertrauen.

Vereint im Understatement

Beim österreichischen Vizemeister wäre daher ein bestimmteres Auftreten angebracht, als das auf internationaler Ebene üblich gewordenen Gerede vom Underdog. „Gent ist ganz klarer Favorit“, erklärte etwa Sportdirektor Zoran Barisic. „Wir sind dort Außenseiter, aber wir wollen trotzdem weiterkommen und alles geben, was in uns drinnen ist. Wir haben nichts zu verlieren, wir haben alles zu gewinnen.“

GEPA pictures

Auch der zuletzt beim Heim-4:1 gegen die Admira zum Ligastart überzeugende Offensivspieler Thomas Murg sah das ähnlich. „Wir werden Außenseiter sein, aber ich denke, wenn wir eine Leistung bringen wie gegen Admira, wenn wir so ruhig bleiben und wenn wir defensiv so gut arbeiten, dann gibt es auf jeden Fall gute Chancen, dass wir auch weiterkommen können.“

Zumindest Trainer Dietmar Kühbauer bezeichnete Gent nur noch als „leichten“ Favoriten. „Sie haben bessere Möglichkeiten als wir.“ Aber: „Wir wollen dort alles daran setzen, um in die nächste Runde zu kommen und dafür brauchen wir einen guten Tag.“

Das „Zusatzzuckerl“

Jedenfalls steht Rapid heute nicht unter enormem Erfolgsdruck wie noch zum Europacup-Auftakt bei Lokomotiva Zagreb (1:0). Durch diesen Sieg haben die Hütteldorfer zumindest die Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase sicher – und damit ein Startgeld von drei Millionen Euro. „Der Druck gegen Lokomotiva Zagreb war viel, viel größer. Das ist jetzt ein Zusatzzuckerl“, sagt Barisic.

Weil sich Fußballklubs in Corona-Zeiten über jeden Euro freuen, hier auch der Blick nach vorne: Ein Sieg in Belgien würde nicht nur den Aufstieg ins Play-off, sondern auch eine Prämie von fünf Millionen Euro bringen. „Das wäre mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein“, meinte Sportdirektor Barisic. Letzter Qualifikationsgegner wäre dann Dynamo Kiew (UKR) oder AZ Alkmaar (NED), mit Hin- und Rückspiel.

(red.)

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