Belarus

„Sie zu verhaften, passt nicht in Russlands Plan“

Die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch.
Die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch.imago images/epd
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Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch ist als Einzige aus dem Rat, der die Proteste gegen Lukaschenko koordiniert, noch frei. Was droht der großen Dokumentaristin (post)sowjetischen Leids? „Die Presse“ befragte Experten.

Als Swetlana Alexijewitsch 2015 den Literaturnobelpreis bekam, gratulierte ihr der Diktator ihres Landes – der natürlich wusste, dass ihre Bücher im Land nicht erscheinen durften. Damals sagte Alexijewitsch auch, dass sie nicht mit einem Ende von Lukaschenkos Diktatur rechne. Jetzt ist sie mittendrin in der seit Wochen andauernden Protestbewegung, steht zumindest formal an ihrer Spitze: Die Journalistin, Autorin und Aktivistin gehört zum siebenköpfigen Koordinierungsrat – und sie ist die Einzige aus ihm, die noch nicht verhaftet ist.

Wird sie es noch? Nach Einschüchterungsversuchen, etwa durch unablässig an der Tür läutende Männer, wechselten sich vergangene Woche EU-Diplomaten mit Besuchen bei der Literaturnobelpreisträgerin ab, darunter auch die Österreicherin Aloisia Wörgetter. Doch halten Menschen, die die Lage im Land kennen, tatsächlich eine Inhaftierung der 72-jährigen Nobelpreisträgerin für möglich?

„Sie gehört nur formal dem Rat an“

Das werde nicht passieren, ist der Ökonom und Thinktank-Leiter Jaroslaw Romantschuk im Gespräch mit der „Presse“ überzeugt (2010 war er selbst Präsidentschaftskandidat gegen Lukaschenko). Dem Regime gehe es um die Leute, die die Proteste organisieren. „Alexijewitsch gehört nur formal dem Rat an, sie ist nur wichtig als Symbol, als moralische Autorität.“ Eine Inhaftierung würde Reaktionen auf der ganzen Welt provozieren, ohne dem Regime zu nützen.

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