Leitartikel

Eigenverantwortung funktioniert bei der Corona-Bekämpfung nicht

Die Presse/Clemens Fabry
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Zu wenig Leidensdruck, nachlassende Toleranz gegenüber Einschränkungen und immer mehr Immune – Verzicht als Tugend steht nicht mehr hoch im Kurs.

Sie funktioniert einfach nicht – die Eigenverantwortung, an die seitens Medizinern und Politikern angesichts der fast vollständig aufgehobenen Verhaltensregeln sowie Ausgangsbeschränkungen seit Wochen appelliert wird. Auf das konsequente Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in Innenräumen wird in Teilen der Bevölkerung ebenso verzichtet wie auf das Halten von Abstand und Vermeiden von Körperkontakt. Dabei könnte Österreich allein mit diesen – durchaus zumutbaren – Maßnahmen die kommenden Herbst- und Wintermonate überstehen, ohne einige nach dem Lockdown zwischen Mitte März und Ende April durchgeführte Lockerungen rückgängig machen zu müssen.

Aber ganz offensichtlich war der, wie es Epidemiologen in diesem Kontext nennen, Leidensdruck nicht groß genug. Weniger als 750 Todesfälle, nicht einmal ansatzweise ausgelastete Intensivstationen und eine vermutete Dunkelziffer der Infizierten, die nach sieben Monaten Ausbreitung immer noch bei höchstens drei Prozent der Bevölkerung liegt, haben dazu beigetragen, dass das Coronavirus nicht als die Gefahr wahrgenommen wird, als die es im Frühjahr seitens der Regierung und auch von manchen Medien dargestellt wurde. Es klingt paradox, aber im Rückblick war das Krisenmanagement gewissermaßen zu erfolgreich.

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