Landesieger Wien

Rosa Toifl spielt im Verborgenen seine Kraft aus

(C) Wieland
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Rosa Toifl ist das beste Familienunternehmen von Wien. Im Wäschereibetrieb arbeiten zwei Generationen zusammen. Die Firmenübergabe passiert schleichend.

Sechs Monate wollte Georg Toifl zu Hause aushelfen, weil sein Vater bei einem Unfall verunglückt war. Das war im Jahr 1974, und Toifl war gerade mit seinem Wirtschaftsstudium fertig. „Aus den sechs Monaten sind ein bisschen mehr Jahre geworden“, schmunzelt der Chef des Wäschereiunternehmens Rosa Toifl.

Fast das gleiche Schicksal ereilte Toifls Schwester Eva-Maria, die gleich nach der HTL-Ausbildung von der Mutter überredet wurde, noch die Textilfachschule anzuhängen und in die Firma zu kommen. „Mit der Wäscherei hatte ich damals so nichts am Hut, habe das aber gemacht und bin in die Firma gekommen, weil es schwierig war, Personal zu bekommen.“

Den Geschwistern hat es aber relativ schnell gefallen, sie konnten gestalten und waren bald ziemlich erfolgreich. Es dauerte nicht lang, und die Eltern haben Eva-Maria und Georg Toifl das Unternehmen übergeben.

Die 1954 gegründete Schnellwäscherei in Ottakring war ein kleiner Gewerbebetrieb und hatte damals 15 Beschäftigte. Der Firmenname stammt übrigens von der Mutter – Rosa Toifl.

„Das war der Beginn, dass wir uns vom Privatkundensektor, der nachgegeben hat, zu Hotels und verschiedenen Industriebetrieben hin bewegt haben“, erzählt Georg Toifl. „Unser Ziel war dann auch, in den Gesundheitssektor einzusteigen.“ Vieles ist aufgegangen. Heute ist Rosa Toifl ein modernes Dienstleistungsunternehmen mit 200 Beschäftigten.

Georg Toifl ist der Techniker m Haus, er kennt jede Maschine in allen Einzelheiten – und er ist auch für die Finanzen verantwortlich. „Meine Stärke ist, auf den Kunden zuzugehen, mit den Kunden zu verhandeln und umzusetzen, und vor allen Dingen zu unterstützen“, sagt Eva-Maria Toifl.

Rund 50 Tonnen Wäsche bewegt das Unternehmen jeden Tag mit seinen eigenen zwölf Lkw. 25 Tonnen kommen schmutzig herein, 25 Tonnen gehen rein hinaus.

„Dadurch, dass jetzt vor allem der Städtetourismus stark leidet und wir uns in der Fünf-Sterne-Hotellerie stark etabliert haben, haben wir einen Rückgang auf zirka 17 bis 18 Tonnen pro Tag, die wir bearbeiten“, sagt Georg Toifl.

Kundenmix im Fokus

Der Rückgang ist schmerzhaft, aber verkraftbar. Denn das Familienunternehmen hat mehrere Großkunden – und der Kundenmix ist so aufgebaut, dass Rosa Toifl rund 50 Prozent aus dem Gesundheitswesen hat, 20 Prozent aus der Industrie und dem Gewerbe und 30 Prozent aus dem Tourismus- und Cateringbereich, erzählen die Geschwister.

„Unser Ziel war immer: Selbst wenn wir 50 Prozent des Umsatzes verlieren, muss die Überlebensfähigkeit des Unternehmens gesichert sein.“ Daher ist es auch ein weiteres erklärtes Ziel, dass ein Rosa-Toifl-Kunde nicht mehr als sieben bis acht Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht. „Deshalb lehnen wir auch Geschäfte ab“, betont Georg Toifl. „Wir schauen uns jeden Kunden genau an. Dadurch haben wir im Vorjahr Forderungsausfälle von nur 6000 Euro gehabt.“

Aktives Finanzmanagement

Vor der Finanzkrise 2008 war das finanzielle Credo der beiden, wenn sie investierten, 50 Prozent Eigenmittel und 50 Prozent über Bankfinanzierung. „Ab 2008 haben wir gesagt: Nichts mehr. Wir haben es geschafft, bis 2012 sämtliche Kredite abzubauen“, sagt Georg Toifl. „Heute sind wir rein aus Eigenmitteln finanziert. Das hat uns jetzt in der Coronakrise sehr geholfen.“

Es gibt keine Mietkosten, weil das Gebäude Rosa Toifl gehört. Sämtliche Maschinen sind eigenfinanziert, sämtliche Wäsche ist eigenfinanziert. „Obwohl wir durch die Coronakrise derzeit 25 Prozent des Umsatzes nicht haben, sind wir nach wie vor optimistisch. Wir werden es auch dieses Jahr schaffen, eine positive Bilanz zu legen, und wir sind stolz darauf, dass wir keinen Cent Fremdkapital brauchen.“

Schleichende Übergabe

An der Firmenübergabe wird auch gearbeitet – schleichend. Die dritte Generation ist durch Eva-Marias Tochter Julia-Müller-Hartburg und deren Mann, Jakob, gesichert. Die beiden sind schon viele Jahre im Unternehmen und haben eigenständige Aufgabenbereiche. Zusammen mit den Senioren bilden sie die Geschäftsleitung des Familienbetriebs.

Schritt für Schritt werde mehr Verantwortung und Wissen übertragen. Denn die Senioren sind offiziell schon Pensionisten. Warum sie täglich im Betrieb sind? „Wir empfinden kein Arbeitsleid, sondern Arbeitsfreud“, sagt der Senior. Er wolle so lang im Betrieb bleiben, „solang ich der nächsten Generation nicht vollkommen auf die Nerven gehe“. Die Jungen schätzen den Rat von Mutter und Onkel. „Daher werden die Entscheidungen zu viert gefällt“, sagen Julia und Jakob Müller Hartburg.

ROSA TOIFL & CO GMBH

Firmensitz: Wien
Gründung: 1954; heute in 2. und 3. Generation
Umsatz 2019: 13,1 Millionen Euro
Beschäftigte: 200
Branche: Textilpflege, Textilleasing

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2020)

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