Landesieger Niederösterreich

Bei Sonnentor ist das Leben ein Bauernhof

(C) Wieland
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Sonnentor ist Niederösterreichs bestes Familienunternehmen. Der Waldviertler Bio-Pionier hat aus seiner Überzeugung ein trendiges, nachhaltiges Geschäft gemacht.

Johannes Gutmann sitzt auf seinem Waldviertler Bauernhof in seinem über 30 Jahre geschaffenen Bio-Kosmos in Sprögnitz inmitten von Kräutern und Tee. Der Sonnentor-Gründer erzählt, er sei „1992 hier als Mister Nobody aufgeschlagen“. Sein Unternehmen war da vier Jahre jung und „das Ding“, wie er sagt, „hat gerade so richtig zu fliegen angefangen“.

Weil man ihn in seiner Bezirksstadt Zwettl mit seinen Bio-Ideen als „grünen Spinner“ angesehen hat, ist er mit seiner tiefen Überzeugung ins Umland abgewandert – und hat damals diesen alten Bauernhof gefunden, der seither die Sonnentor-Zentrale beherbergt, einen Verkaufsshop hat, aber auch Wohlfühloase und Touristenattraktion ist. „Mittlerweile kommen 50.000 Leute jährlich zu uns“, freut sich Gutmann.

Für den Sonnentor-Chef, der selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, ist sein Bauernhof die die Wurzel. „Die werde ich nicht abschneiden oder wegschmeißen“, sagt Gutmann. „Das ist die Geschichte unserer Vergangenheit. Deswegen war es mir wichtig, nach vorn, zur Dorfmitte, den Bauernhof zu erhalten. Aber hinten müssen wir in unseren Produktionsräumen der Logistik gerecht werden. Da sind wir ein professionell agierender Industriebetrieb geworden, der sich aber nie als Industriebetrieb präsentieren wird. Sondern wir sind handwerklich geblieben.“

150 Menschen arbeiten mittlerweile in Sprögnitz bei Sonnentor – das ist genauso viel, wie der Ort Einwohner hat. Das Geschäft floriert: „Wir haben im vergangenen Jahr zirka 1200 Tonnen Kräuter und Gewürze umgesetzt, das verpackt in Kleinstverpackungen und auch in Kilopackungen, je nachdem, wie der Bedarf war.“ Um den Absatz braucht sich Gutmann wenig Sorgen zu machen: „Der Bedarf steigt pro Jahr um fünf bis zehn Prozent.“ Der klassische Sonnentor-Kunde? Das sind zu 90 Prozent Frauen.

Rund 900 verschiedene Produkte verkauft Sonnentor. „Es kommt auch immer etwas dazu, weil wir auf Kundenwunsch arbeiten.“ In erster Linie kaufen die Leute Gewürze, Küchenkräuter und Kräutertees. Das Besondere an Sonnentor-Produkten sei, dass „wir wissen, wo sie herkommen“, sagt Gutmann – nämlich von rund 300 Bio-Bauern, mit denen Sonnentor langfristig zusammenarbeitet.

31 Bio-Shops

Heute hat Sonnentor 31 Verkaufsshops, 24 in Österreich, davon sechs eigene und 18 Franchise-Läden. Dazu kommen vier weitere Shops in Deutschland und drei in Tschechien. Im Sprögnitz-nahen Tschechien hat Sonnentor übrigens einen zweiten Produktionsstandort mit 150 Mitarbeitern. „Der Betrieb drüben wird gerade verdoppelt“, sagt Gutmann. In der Gruppe sind es schon 500 Leute.

Sonnentor scheint auch ein beliebter Arbeitgeber zu sein. „Wir schreiben im Jahr rund 50 Jobs aus, und auf diese 50 Jobs kriegen wir rund 2000 Bewerbungen“, sagt der Chef, der betont, dass Geld nie die Triebfeder war, „warum die Leute zu uns gekommen sind. Ich sage es von Vorhinein: Wir zahlen sicher nicht am besten, aber wir haben den spannendsten Job.“

Sonnentor ist Emotion

Was Sonnentor ausmacht, ist für Gutmann schnell erzählt: „Ich habe den Tee und die Gewürze nicht erfunden. Ich habe sie nur neu mit neuen Geschichten und Bildern verpackt und habe die Emotion mit hineingepackt und die Dinge mit neuen Werten belebt.“ Damit habe Sonnentor den Nerv der Zeit getroffen, in der Wellness herausgekommen ist, in der das gute Gewissen mitschwingt. „Genuss, Gewissen und Gesundheit in einem zu versammeln, das ist das, was ein Sonnentor-Geschäft heute ausmacht.“

Gemeinwohl

Der Sonnentor-Chef ist beim Verdienen genügsam. Rendite ist für ihn zwar „etwas Wichtiges, um zukünftig nicht nur überleben, sondern auch investieren zu können“. Sonnentor habe daher eine gesunde Eigenkapitalquote. Der Gewinn bleibt im Unternehmen. „Ich nehme mir nichts heraus, meine leitenden Mitarbeiter nehmen sich nichts extra heraus. Es gibt keine Bonifikationen“, betont Gutmann. „Alles, was wir erwirtschaften, kommt wieder allen zugute. Wir sind seit 2010 ein Gemeinwohlunternehmen geworden.“ Das bedeutet? „Wir bewerten uns nicht nur nach Geldergebnissen, sondern wir bewerten uns nach unseren Ergebnissen, die wir insgesamt haben. Das heißt, in Bezug auf Soziales, Ökologisches und auch Betriebswirtschaftliches. Das muss zusammenpassen.“

Sonnentor-Chef Gutmann ist Mitte 50 und blickt besonnen in die Zukunft, wenn auch eine Übergabe noch in die Ferne gerückt ist: „Ich bin überzeugt, dass ich noch länger auf dieser schönen, weiten Welt herumrennen darf.“ Im Vorjahr hat er aber begonnen, die Geschäftsführung „auf vier Haxen am Tisch zu erweitern, weil der Tisch mit vier Haxen einfach besser steht“.

SONNENTOR KRÄUTERHANDELSGMBH

Firmensitz:  Sprögnitz
Gründung: 1988, heute in 1. Generation
Umsatz 2018/19: 46,4 Millionen Euro
Beschäftigte: 330Branche: Handel von Kräutern und Gewürzen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2020)

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