Corona

Zweiter Lockdown ist für Wirtschaft nicht leistbar

(C) Stanglwirt
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Viele Familienbetriebe sind gut durch die Covid-Krise gesteuert.

Die Coronapandemie hat die österreichische Wirtschaft stärker infiziert und damit eingeschränkt, als ihr lieb ist. Die Unternehmen haben aber von Anfang an umfangreiche Sicherheitsprogramme eingerichtet, sodass fast keine Corona-Verdachtsfälle in den heimischen Betrieben vorkommen. Aktuell steigen die Infektionszahlen in Österreich in besorgniserregende Höhe und die Maßnahmen werden wieder verschärft. Das ist gut. Doch eines ist für die Firmenchefs klar: Einen zweiten Lockdown darf es nicht geben. „Die Presse“ hat bei Familienunternehmen einen Rundruf gemacht.


Maria Hauser, Juniorchefin Stanglwirt
Der Lockdown mit Zusperren unseres Hotels war für uns historisch. Denn wir haben seit 1722, also seit knapp 300 Jahren, keinen Schließtag gehabt. Nicht einmal während der beiden Weltkriege. Durch Corona waren wir zweieinhalb Monate zu, haben nur unsere Landwirtschaft offen gehabt. Jetzt haben wir eine erfolgreiche Sommersaison gehabt. Aber wir sind in der glücklichen Lage, unseren Gästen zwölf Hektar touristische Fläche anzubieten, da kann man Abstandsregeln gut einhalten. Die Prognosen für den Herbst sind auch erfreulich, was wir demütig annehmen.

Die strengen Maßnahmen der Regierung begrüßen wir. Von einem kompletten Lockdown gehen wir nicht mehr aus. Unsere Mitarbeiter tragen im Haus alle Visier oder Maske. Wir testen alle unsere 320 Mitarbeiter wöchentlich auf Covid-19. Schon am nächsten Tag wissen wir das Ergebnis. Seit Mai machen wir das und haben noch keinen einzigen positiven Fall im Haus gehabt.


Christian Knill, CEO Knill-Gruppe
Wir haben Produktionsstandorte in Europa, Indien und Thailand. Wir haben in der Gruppe bis jetzt noch keinen einzigen Infizierten gehabt. In unseren Unternehmen haben wir die üblichen Abstandsregeln, wenn ein Mitarbeiter die Abteilungen übertritt, gilt Maskenpflicht. Kommt ein Mitarbeiter von einer Auslandsdienstreise zurück, muss er eine Testung machen. In unserem Werk in Bosnien wird jeden Tag Fieber gemessen.
Einen zweiter Lockdown, das ist der Regierung bewusst, dass das unmöglich ist, denn dann ist die Wirtschaft tot. Daher gilt es weiter vorsichtig zu sein, denn ich bin skeptisch, dass wir schnell eine Impfung haben, der wir vertrauen können. Das Wichtigste wäre jetzt: einheitliche Regelungen für Österreich.


F. Peter Mitterbauer, CEO Miba AG
Zum Schutz unserer Mitarbeiter haben wir schon früh – bereits kurz nach Anfang des Jahres – damit begonnen, in enger Abstimmung mit unseren Arbeitsmedizinern konkrete Maßnahmen zu definieren und laufend anzupassen. Derzeit gibt es acht klare Regeln für Schutzmaßnahmen bei der Arbeit, die wir breit kommunizieren und die in der Miba stark eigenverantwortlich gelebt werden. Das hat uns geholfen, besser als andere durch die Krise zu kommen. Wir haben weltweit mehr als 7500 Mitarbeiter und nur vier Coronafälle, in Österreich keinen einzigen.

Nach den schwierigen Monaten im und nach dem Lockdown erholen und stabilisieren sich unsere Umsätze langsam wieder. Ein zweiter Lockdown muss unter allen Umständen vermieden werden, denn der Schaden für die Weltwirtschaft und damit für Arbeitsplätze und Wohlstand wäre enorm. Daher ist es so wichtig, dass wir alle weiterhin die Schutzmaßnahmen beachten und jetzt nicht nachlässig werden.


Angelika Huemer, Managing Partner Starlinger & Co GmbH

Ich bin besorgt darüber, wie hoch die Zahl der Fälle derzeit ist und dass die Disziplin der Bevölkerung nicht mehr gegeben ist. Viele glauben, es ist vorbei, ist es aber nicht. Wir sind bei uns im Werk mit unseren Schutzmaßnahmen gut durchgekommen, haben die Betriebsleistung hochhalten können und keine Kurzarbeit gehabt, weil wir hohe Auftragseingänge haben. Die ersten wenigen Coronafälle haben wir erst jetzt durch Kroatien-Heimkehrer gehabt.


Christian Prangl, Prangl GmbH
Wir haben sehr schnell Maßnahmen gesetzt und bisher in der Firmengruppe von 700 Leuten nur zwei Coronafälle. Wir haben im ganzen Unternehmen Maskenpflicht, ausgenommen am Arbeitsplatz. Unsere Großgeräte sind sehr gut ausgelastet. Einen zweiten Lockdown können wir uns nicht leisten, sagen alle. Der Meinung schließe ich mich an.


Evelyn Dorn, Geschäftsführerin Dorn Lift
Wir haben bisher noch keinen Coronafall gehabt. Wirtschaftlich sind wir zufrieden, da die Baustellen, die für unsere Hebebühnen wichtig sind, gut laufen. Nächstes Jahr wird schwieriger, da vorsichtiger geplant wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2020)

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