Morgenglosse

Ein Einweg-Pfand ist unsinnig und unnötig

Umweltministerin Leonore Gewessler setzt beim Kunststoff-Recycling auf ein Konzept, das viele zusätzliche Kosten aber nur wenig Nutzen bringt. Es gäbe sinnvollere Lösungsansätze.

Er soll nun also wirklich auch in Österreich kommen - der Einweg-Pfand für Kunststoffflaschen und Dosen. Das sei notwendig, um die Sammelquoten in Richtung der EU-Vorgabe zu bringen, so Umweltministerin Leonore Gewessler. Bei PET-Flaschen liegt dieser Wert etwa bei 90 Prozent per 2029. Das Eigenartige an der Sache ist: drei Bundesländer erfüllen schon heute - ohne lästigen Pfand - diese Quote, fünf weitere sind knapp darunter. Nur in Wien ist die Sammelbereitschaft deutlich niedriger, weshalb der österreichweite Schnitt sinkt. Wie bei der Corona-Ampel sollen nun also im ganzen Land die Regeln verschärft werden, weil es in der Hauptstadt ein Problem gibt.

Das ist eine ziemlich unsinnige Idee. Denn in den Bundesländern mit hohen Quoten werden diese nur kaum weiter steigen (spätestens bei 100 Prozent ist definitiv Schluss), dafür aber zusätzliche Kosten und Unannehmlichkeiten entstehen. Sinnvoller wäre es daher wohl, sich anzuschauen, warum Wien bei der Sammelquote so weit zurückliegt. Was hierbei auffällt: Während in anderen Städten wie etwa Graz die Sammelcontainer für Kunststoff auch in den Wohnhäusern stehen und am Land die gelben Säcke an der Grundstücksgrenze abgeholt werden, findet man in der Bundeshauptstadt die gelben Tonnen nur auf den öffentlichen Müllinseln, die in der Stadt verteilt sind. Da Studien zeigen, dass die Bequemlichkeit bei der Abfalltrennung für die Konsumenten ein wichtiges Kriterium ist, könnte hier auch schon der Grund für die schwachen Wiener Werte liegen.

Vielleicht solle man im Umweltministerium den Pfand erst einmal ad acta legen und dafür sorgen, dass jedem Wohnhaus seine gelbe Tonne spendiert wird. Das wäre für alle Beteiligten wohl günstiger, bequemer - und auch für die Umwelt sinnvoller.

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