Bahn

Ruf nach Entlastungen und finanziellen Zuschüssen

Der Schienengüterverkehr ist im Zuge der Corona-Pandemie um ein Viertel eingebrochen. Die Branche fordert staatliche Unterstützung.

Die Coronakrise hat den heimischen Schienengüterverkehr um vier Jahre zurückgeworfen. Das sagt Thomas Scheiber, Obmann des Fachverbandes der Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), mit Verweis auf einen Einbruch beim Gütertransportvolumen per Bahn um mehr als 25 Prozent. Vor diesem Hintergrund drängt die Branche vehement auf finanzielle Entlastungen und Unterstützungsleistungen durch die Regierung. Gefordert werden etwa eine Reduktion des Infrastrukturbenützungsentgelts (IBE), ein Fixkostenzuschuss, der Lok- und Wagenmieten abfedern soll, und eine Befreiung beim Bezug von Bahnstrom aus erneuerbaren Energieträgern. Mit 15 Euro pro Megawattstunde habe Österreich nämlich den EU-weit höchsten Steuersatz auf Bahnstrom.

Klimaziele in Gefahr

Um den Schienengüterverkehr nachhaltig wettbewerbsfähig zu machen, brauche es es jedoch Maßnahmen, die über Entlastungen in der aktuellen Krise hinausgehen, betont Andreas Mandl, Sprecher des Ausschusses Schienengüterverkehr: „Eine dauerhafte Erhöhung der Förderung für den Schienengüterverkehr um 50 Prozent und der Abbau von Mehrfachkontrollen würde die Schiene als sichersten Verkehrsträger wieder konkurrenzfähig machen“, gibt er sich überzeugt. Auch von einer Verlagerung von Abfalltransporten auf die Schiene und der Abgeltung von Investitionen in den Bau, die Erneuerung und den Betrieb von Anschlussbahnen erwartet sich der Fachverband Impulse. Mandl verweist in diesem Zusammenhang auf das angestrebte Ziel, den Güterverkehrsanteil auf der Schiene bis zum Jahr 2025 auf 40 Prozent zu erhöhen. „Nach den aktuellen Einbrüchen ist es illusorisch, dass wir dieses Ziel auch nur annähernd erreichen“, stellt er fest. Damit ließen sich Strafzahlungen wegen Verfehlung der Klimaziele nicht mehr vermeiden.

Mittlerweile hat die Regierung angekündigt, zumindest die Schienenmaut senken zu wollen. Voraussetzung hierfür sei jedoch eine Zustimmung von Seiten der EU, heißt es aus dem Verkehrsministerium. Eine Entlastung in Form eines Eigenkapitalzuschusses in der Höhe von 61 Mio. Euro wurde der ÖBB Rail Cargo Group, in Aussicht gestellt. „Überall dort, wo wir den Transport auf die Schiene verlagern können, werden wir das tun“ versichert Klimaschutzministerin Leonore Gewessler in einer Aussendung. (ebe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2020)

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