Übersetzen geht nicht mit Maschinen

Vor allem für Fachübersetzungen braucht man Hilfe von Muttersprachlern. Wie schwer sich ein Text übersetzen lässt, hängt allerdings nicht von dessen Inhalt ab, sondern von seinem Zweck sagt Ursula Derx.

Übersetzungen braucht man in vielen Branchen. Und Fehler kommen dabei immer wieder vor. Wie schwer sich ein Text übersetzen lässt, hängt allerdings nicht von dessen Inhalt ab, sondern von seinem Zweck, sagt Ursula Derx, Inhaberin des Übersetzungsbüros für Fachübersetzungen in Wien.

Denn eine Bedienungsanleitung für ein einfaches Gerät ist anders zu übersetzen als ein Fachtext für Medizin oder Rechtswissenschaften. Finden sich in Letzteren Übersetzungsfehler, kann es zu Verlusten oder Beschädigungen kommen, etwa durch ungenaue Formulierungen oder Doppeldeutungen. Dazu kommt: Nicht nur Sorgfalt, auch Netzwerke spielen bei Übersetzungen eine Rolle. „Bei der Übersetzung eines Fachtextes arbeite ich mit mindestens drei Kollegen zusammen“, erzählt Derx, „neben dem Übersetzer kommen ein Muttersprachler und ein Lektor dazu.“ Ist man sich nicht sicher, wird zusätzlich ein Kenner der Materie zu Rate gezogen.

Falsche Übersetzung sind das Resultat von zeitlichem Druck, Unkenntnis des Fachgebiets, in vielen Fällen aber auch der Sparsamkeit. Das ist bei der maschinellen Übersetzung oft der Fall. „Gutes Beispiel ist das Impressum von Webseiten“, erzählt Derx, „man weiß, dass die von niemandem gelesen werden, so bleibt die Qualität auf der Strecke.“

Hilfe vom Computer

Seit etwa 60 Jahren gibt es ernst zu nehmende Versuche, mit Computern zu übersetzen. So wurden in den Siebzigerjahren Bedienungsanleitungen für Videorekorder aus Japan und Korea mit dieser Technik übersetzt. Da das System des maschinellen Übersetzens bis dahin noch ziemlich unterentwickelt war, passierten beim Übersetzen lustige Fehler. So blieben diese Bedienungsanleitungen beinahe unlesbar.

Heute ist diese Sprachtechnologie weitgehend fortgeschritten und lässt sich etwa bei Gebrauchsanleitungen schon gut einsetzen. Dennoch: Ein Übersetzer muss auf jeden Fall nachkorrigieren. Und es geht nicht bei allen Texten: „Literarische Werke kann man maschinell nicht übersetzen“, sagt Gerhard Budin vom Institut für Translationswissenschaften an der Uni Wien, weil viele Anspielungen, komplizierte Sätze und der Sinn verloren gingen.

Der Markt für Übersetzungen ist in den letzten Jahren gewachsen; auch die Sprache hat sich geändert und weiterentwickelt. „Das hat auf jeden Fall etwas mit der Globalisierung zu tun“, meint Derx. „Es entstehen neue Wörter, aber auch falsche Übersetzungen werden in die Sprache übernommen“, meint die Expertin, „und es fällt niemandem auf.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2010)

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