Pandemie

Ist Wiens Corona-Management überlastet?

CORONAVIRUS: 15 MINUTEN-SCHNELLTESTS VOR WU-VORLESUNG
CORONAVIRUS: 15 MINUTEN-SCHNELLTESTS VOR WU-VORLESUNGAPA/ROLAND SCHLAGER
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Die Beschwerden rund um das Pandemie-Management der Wiener Behörden mehren sich. Die will nun Personal aufstocken, um dem „sprunghaften“ Anstieg an Anrufen Herr zu werden.

Steigende Infektionszahlen, lange Wartezeiten bei der Hotline 1450 sowie bei den Testabnahmen, um Tage verspätete Testergebnisse oder Quarantäne-Bescheide: Es mehren sich die Beschwerden rund um das Pandemie-Management der Wiener Behörden. Nun will auch Deutschland wie schon zuvor die Schweiz die Bundeshauptstadt auf die Liste der Risikogebiete setzen. Die Neos orten "schwere Versäumnisse“ und rufen den Stadtrechnungshof an.

Bei der Stadt Wien sieht man die Lage nicht ganz so dramatisch. „Eigentlich stehen wir seit Beginn der Coronazeit in der Kritik“, sagt Andreas Huber, Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien, zur „Presse“. Man sei schließlich die einzige Millionenstadt Österreichs und habe somit auch die meisten Fälle. Dass die Zahlen der Neuinfektionen auch gerechnet auf die Einwohnerzahl in Wien am höchsten sind, liege daran, dass man in Wien auch besonders viel teste.

Dass es bei der Gesundheitshotline 1450 zu langen Wartezeiten komme, stimme. „Die Anrufe sind in den letzten Tagen rasant gestiegen.“ Vor zwei Wochen seien es durchschnittlich 2600 Anrufe pro Tag gewesen. Das habe sich vergangene Woche verdoppelt. „Und seit gestern sind wir auf über 10.000. Das war sehr, sehr sprunghaft."

Führt Ampel-Chaos zu Anruferanstieg?

Warum gerade jetzt so viel mehr Menschen anrufen? „Das ist auf den ersten Blick nicht logisch erklärbar“, sagt Huber. Ein paar Ansätze hat der Sprecher dann doch: Einerseits seien die Zahlen ja tatsächlich gestiegen, daraus würden sich auch dementsprechend mehr Anrufe von Verdachtsfällen ergeben. Andererseits würden auch viele Beratungsgespräche geführt. Man wisse aus dem Frühjahr: „Immer wenn es eine neue Maßnahme gab, haben auch mehr Leute angerufen.“

Nun habe es zwar keine große Änderung gegeben. Allerdings steht Wien seit Dienstagfrüh gemäß der Coronaampel auf orange. Dass dies zu Unsicherheit und dementsprechend zu mehr Anrufen geführt habe, könne durchaus sein, sagt Huber.

Wien holt mehr Personal

Wien will nun mit mehr Personal dem zusätzlichen Ansturm Herr werden. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gab am Mittwoch bekannt, dass vor allem im Bereich des Contact-Tracings wie auch bei der Gesundheitsbehörde das Personal massiv aufgestockt werde.

Ein großer Teil, nämlich 500 Mitarbeiter, werden im Bereich des Contact-Tracings neu engagiert. Insgesamt werden in diesem Bereich dann 600 Personen im Einsatz sein. Diese sollen dann auch bei der Hotline 1450 mitarbeiten, wie Ludwig ankündigte. Bei der Gesundheitsbehörde werden 150 zusätzliche Mitarbeiter aufgenommen. Deren vorrangige Aufgaben werden das Erstellen von Bescheiden und das Beantworten von Anfragen von Einrichtungen, Organisationen oder Vereinen sein. Auch bei der Wiener Rettung wird aufgestockt, nämlich um 75 Personen.

Zusätzlich werden die bis Jahresende befristeten Verträge jener 380 Mitarbeiter, die diesen Sommer eingestellt worden waren, bereits jetzt bis in das nächste Jahr hinein verlängert, sagte Ludwig. Diese sind vor allem im medizinischen und pflegerischen Bereich tätig.

Das Engagement der neuen Mitarbeiter soll demnächst schrittweise erfolgen. Ein Fokus liegt dabei auf qualifizierten Personen, die mehr als 50 Jahre alt sind und derzeit aufgrund der angespannten Arbeitsmarktsituation besonders unter Druck stünden, so Ludwig.

Warum erst jetzt?

Auf die Journalistenfrage, warum das Personal erst jetzt aufgestockt werde, wo doch die steigende Zahl an Infizierten für den Herbst erwartbar war, antwortete Ludwig: "Man kann immer alles mehr, schneller, früher machen, das ist überhaupt keine Frage. Wir haben schrittweise der Entwicklung Rechnung getragen."

Überdies kündigte der Bürgermeister an, dass der Gurgeltest künftig vermehrt zum Einsatz kommen wird und "traditionelle Testformate" ablösen soll. "Ich gehe davon aus, dass das gemeinsam mit der Personalaufstockung dazu führen wird, dass wir noch schneller die Testergebnisse darstellen können."

(twi/APA)

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