Einspruch

„Reineuropäisch“ – mit Karl dem Großen im Stammbaum

Ein CDU-Politiker soll vom Frankenkönig abstammen – wer tut das denn nicht? Wozu Karl der Große als Urahn heute noch dienen kann.

Stammbäume waren im Mittelalter sehr fantasiereich, ihr Ziel aber war handfest: Es ging darum, Macht und Herrschaft zu legitimieren. Nun kann man sich mit einer am Freitag erscheinenden Biografie des deutschen Politikers und nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet daran erinnert fühlen: Sein Bruder, heißt es darin, führt nämlich die Familienherkunft direkt auf Karl den Großen zurück.

Im Spätmittelalter war es tatsächlich etwas ganz Besonderes, den ersten Kaiser des mittelalterlichen Abendlandes als Ahnherrn vorweisen zu können. Wenn einer das behauptete, stimmte es aber so gut wie nie. Heute ist es umgekehrt: So gut wie alle Europäer, die das von sich behaupten, haben Recht – nur ist es nichts Besonderes mehr.
Zwölf Jahrhunderte und rund 40 Generationen trennen die Europäer vom Frankenkönig. Zur Zeit Karls des Großen lebten in Mitteleuropa nur 50 Millionen Menschen. Die Wahrscheinlichkeit eines Menschen mit europäischen Vorfahren, nicht über eine seiner unzähligen Verwandtschaftslinien bei Karl dem Großen oder einem seiner Zeitgenossen zu landen, ist statistischen Berechnungen zufolge so gut wie null.

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