Beim Melde-, Straf- und Wirtschaftsregister hat Österreich Zahlungen über Wirecard abgewickelt. Alternativen werden gesucht. Ob Informationen an Geheimdienste gegangen sind, wird ermittelt.
Wien. Hat Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek Informationen an den russischen Geheimdienst weitergegeben? Sind darunter auch Daten, die Wirecard von seinen Kunden bekommen hat? Auch zwischen dem österreichischen Staat und Wirecard gab es eine Zusammenarbeit – die nun beendet wurde oder beendet werden soll. Alternativen zu Wirecard zu finden ist aber nicht so einfach.
„Presse“-Anfragen an alle Ministerien ergaben: Punktuell nutzte Österreich Wirecard als Zahlungsdienstleister. Das Innenministerium etwa verwaltet die sensibelsten Daten des Landes. Abfragen können teilweise kostenpflichtig über das Internet gemacht werden. So ist etwa ein digitaler Zugriff auf das Melderegister möglich. Auch Strafregisterauszüge können per Internet durchgeführt werden. Dafür (und für weitere Projekte) bediente sich das Ministerium der Software von Wirecard. Rund 11.000 Euro bezahlte das Innenressort jährlich dafür. Das Vertragsverhältnis wurde auf „Presse“-Anfrage beendet, Ersatz wird gesucht.
Alternativen werden gesucht
Auch das Finanzministerium arbeitet mit Wirecard zusammen, wenn es um das Register der wirtschaftlichen Eigentümer (Wireg) geht. Das ist ein öffentliches, kostenpflichtiges Verzeichnis, in dem die wichtigsten rechtserheblichen Tatsachen und Rechtsverhältnisse von Unternehmen einzutragen sind. Im Finanzressort ist man nicht glücklich, dass das Nutzungsentgelt für den Eintrag ins Wireg derzeit noch über Wirecard abgerechnet wird. Der Geschäftsbetrieb von Wirecard werde eben auch im Rahmen des laufenden Insolvenzfortbetriebs weitergeführt, heißt es. Es gibt entsprechende Verträge, Laufzeiten und Fristen. Das Ministerium habe aber einen Notfallplan, falls Wirecard ausfallen würde, und sondiert derzeit Anbieter.