Zoologie

Alpine Vogelarten sind die Verlierer des Klimawandels

Sie zählen zu den Klimagewinnern: die wärmeliebenden Bienenfresser.
Sie zählen zu den Klimagewinnern: die wärmeliebenden Bienenfresser.Lisa Lugerbauer
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Seidenreiher und Bienenfresser breiten sich aus, Ringdrossel und Raufußkauz verlieren am tiefsten gelegene Vorkommen.

Unter den heimischen Brutvögeln gibt es 57 Klimagewinner und 19 Klimaverlierer. Das ist das Resümee einer unter der Leitung der Boku Wien und in Zusammenarbeit mit der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) seit 1998 durchgeführten Studie. Auftraggeber ist die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich, die damit belegen kann, dass der Klimawandel ganz konkrete Auswirkungen auf die hiesige Vogelwelt hat. Einerseits breiten sich einzelne wärmeliebende Vogelarten wie Bienenfresser, Seidenreiher und Weißbart-Seeschwalbe weiter aus, andererseits wird prognostiziert, dass alpine Vogelarten wie Ringdrossel, Raufußkauz und Alpenschneehuhn ihre am tiefsten gelegenen Vorkommen verlieren. Ihr Verbreitungsgebiet wird deutlich eingeschränkt.

Das Monitoring zeigt auch, dass der Einfluss des Klimawandels auf die Entwicklung von Vogelpopulationen nur in Zusammenhang mit der Entwicklung des Lebensraums bewertet werden kann. „Die für viele Vögel der Kulturlandschaft grundsätzlich positiven Effekte der Klimaerwärmung werden von den negativen der intensivierten Landwirtschaft aufgehoben“, sagt Norbert Teufelbauer von BirdLife. So ging die heimische Vogelpopulation auf Wiesen und Äckern in den vergangenen zwanzig Jahren im Schnitt um rund 40 Prozent zurück.

Artspezifischer Schutz gefordert

Die wärmeren und trockeneren Frühjahre begünstigen zum Beispiel den Bruterfolg des Schneehuhns ebenso wie ein witterungsbedingtes größeres Insektenangebot. Trotzdem ist der Bestand des Acker- und Wiesenbrüters seit 1998 um über 80 Prozent zurückgegangen. In vielen Regionen sind die Vögel sogar komplett verschwunden. Eine Erklärung dafür ist eben die flächendeckende Intensivierung der Bewirtschaftung von Feldern und Wiesen bei gleichzeitigem Schwund von Rückzugsräumen wie Böschungen oder Brachen – sprich, Bruthabitate gehen verloren. Darüber hinaus reduziert der Einsatz von Bioziden ihr Nahrungsangebot. „Für einen effektiven Vogelschutz müssen wir nun die Gefährdungsursachen artspezifisch betrachten“, fordert Teufelbauer ein Gegensteuern der Habitatverluste durch lokale und regionale Maßnahmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2020)

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