Kabarett

Gunkl: Überdachtes Denken im neuen Programm

Kein Instrument, kein Accessoire, nur gedachte Linien, die Punkte verbinden: Auf der Bühne ist Gunkl allein.
Kein Instrument, kein Accessoire, nur gedachte Linien, die Punkte verbinden: Auf der Bühne ist Gunkl allein.(c) Klaus Tesar
  • Drucken

Die Bassstimme unter den Kabarettisten über unglückliche Königsboten, Konditionalsätze bei Paarhufern und die Herkunft des Denkens.

Wie kann, wie soll man ein Kabarettprogramm anlegen, das mitten in den Wiener Corona-Herbst hinein startet? Mit Witzen über das Virus, Gedanken über Krankheit oder Solidarität? Günther Paal alias Gunkl hat die Frage klar entschieden: Sein Programm ist frei vom allerorts präsenten Thema. Bis auf den Schlusssatz, der da lautete: „Zum Schönsten, was zwischen Menschen entstehen kann, zählt die Distanz“. Der Zuseher im Wiener Stadtsaal, getrennt vom Nachbarn nicht durch Abstand, sondern nur durch ein bisschen Plexiglas, nickte vielleicht etwas schuldbewusst dazu.

Unter dem Titel „So und anders – eine abendfüllende Abschweifung“ entwickelte die Bassstimme unter den Kabarettisten ein Plädoyer für den Zweifel. Ausgehend von der Frage, ob man ab und zu einen Briefträger verprügeln darf, legte er sehr unterhaltsam eine kleine Kommunikationsgeschichte vor. Historisches wie Animalisches, unglückliche Königsboten, Konditionalsätze bei Paarhufern („Wenn's is, hau ich dich nieder“) und lustknabenhafte Affen wurden vergnüglich durcheinander gewirbelt.

Quasi nebenbei durfte sich ein Ich entwickeln, das erst nur seine Wirkung auf Bauklötze beobachten kann und dann Stellung zur Welt nimmt. An die Grenzen seiner Vorstellungskraft gerät dieses Ich erstmals mit dem Bedürfnis, anderen Instanzen, die gestalten, ebenso ein Ich zuzugestehen. Dass Dinge einfach passieren, könnten wir uns nur schwer vorstellen. „Wären wir keine Menschen, hätten wir Gott nicht erfunden.“ Die Grenzen des Denkens sind der rote Faden des Abends, das Publikum löst Gedankenexperimente (oder eben nicht) und verinnerlicht den Zweifel. Freilich: „Dass es Grenzen für unser Denken gibt, heißt ja nicht, dass es innerhalb dieser fad ist.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.