Russland: Brände in nuklear verseuchten Wäldern

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RUSSIA WILDFIRES(c) EPA (Maxim Shipenkov)
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Wie nun bekannt wurde, haben die Brände in Russland bereits vergangene Woche eine Region erreicht, die durch die Tschernobyl-Katastrophe erheblich verseucht ist. Mit dem Rauch könnten radioaktive Partikel aufsteigen.

Die radioaktive Gefahr durch die schwersten Waldbrände der russischen Geschichte ist wohl doch schlimmer als bisher von den Behörden eingeräumt. Dass es in den von der Atomkatastrophe in Tschernobyl 1986 verseuchten Gebieten mehr gebrannt hat als bisher offiziell zugegeben, bestätigte am Mittwoch die Waldschutzbehörde. Allein in den Wäldern des stark kontaminierten Gebiets Brjansk habe es 28 Brände auf einer Fläche von 269 Hektar gegeben. Diese seien aber inzwischen gelöscht.

"Die Situation ist schwierig, aber stabil und kontrollierbar", sagte der Leiter der Forstverwaltung von Brjansk, Wladimir Kotenkow, nach Angaben der Agentur Interfax. Im Moment gebe es keine neuen Brandherde. Experten warnen aber davor, dass die Feuer und Winde sowie die Löscharbeiten verstrahlte Partikel aufwirbeln könnten.

Russlands oberster Amtsarzt Gennadi Onischtschenko sowie die lokale Zivilschutzbehörde hatten noch am Dienstag behauptet, es gebe keine Feuer im Raum Brjansk. Zuvor hatte bereits Greenpeace von Dutzenden Bränden in radioaktiv verseuchten Gegenden gesprochen.

Auch in anderen Regionen mit radioaktiver Strahlung habe es gebrannt, etwa in der Gegend von Tscheljabinsk am Ural, räumte die Behörde ein. Dort befinden sich mehrere Atomanlagen.

"Partikel bis nach Moskau und Osteuropa"

"Unter besonderen Bedingungen bei starkem Wind können die Partikel bis nach Moskau und Osteuropa fliegen", sagte der Ökologe Alexej Jablokow von der russischen Akademie der Wissenschaften. Eine Ausbreitung von Hunderten Kilometern sei in einem solchen Fall nachweisbar. Meteorologen wiesen darauf hin, dass die Wetterlage ruhig sei. In Moskau waren nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen, die sich mit radioaktiven Messungen befassen, keine erhöhten Werte festzustellen.

"Die Wolken kommen bei weitem nicht zu uns", versicherte Gerhard Wotawa von der ZAMG in Wien. Selbst wenn sie nach Österreich gelangen sollten - derzeit kommt keine Luft aus Osten - sei keine Gesundheitsgefährdung zu befürchten. Die entsprechenden Werte wären dann nur für die Wissenschaft interessant.

Lage in Moskau entspannt

Die Rettungskräfte bekommen die verheerenden Waldbrände auch nach Wochen nicht in den Griff. Innerhalb eines Tages seien 290 neue Feuer ausgebrochen, teilte das Zivilschutzministerium in Moskau mit. Allerdings seien auch mehr als 300 Brände gelöscht worden. Die Rekordhitze mit Temperaturen weit über 30 Grad dauert schon seit mehr als zwei Monaten an, ohne dass es wesentlich geregnet hätte.

In Moskau entspannte sich die Lage, der giftige Qualm von den Torfbränden rund um die Metropole verzog sich vorerst. Allerdings lodern noch immer zahlreiche Feuer in der Nähe der Hauptstadt. Meteorologen sagten voraus, dass sich die Situation in den kommenden Tagen erneut verschlimmern könnte. Das US-Außenministerium warnte angesichts der Wald- und Torfbrände vor Reisen nach Russland. Mitarbeitern der US-Botschaft in Moskau, die nicht unbedingt gebraucht werden, und ihren Familien sei die Abreise erlaubt worden, teilte das Außenministerium in Washington mit.

(APA/red.)

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