Bilanz

Muss man eigentlich Deutsch beherrschen?

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Der ideologische Streit um Deutschförderklassen in den Schulen übersieht: Die Beherrschung der Unterrichtssprache ist die Basis für den Erwerb der schulischen Grundkompetenzen. Und deren Fehlen gefährdet Wachstum und Wohlstand in der digitalisierten Welt ernsthaft.

Lehrlingsausbildner kennen das Dilemma: Fast einem Viertel der Pflichtschulabgänger fehlen grundlegende Kompetenzen. Beispielsweise die Fähigkeit, längere Texte, auch wenn sie nicht übertrieben komplex sind, sinnerfassend zu lesen. Erstaunlich, in einem Land, das das zweitteuerste Schulsystem Europas hat.

Das Problem ist nicht ganz neu und wird auch seit Langem diskutiert. Freilich auf einer schiefen Ebene, die sich zunehmend in die falsche Richtung neigt. Derzeit tobt ja, vor allem in der linken Reichshälfte, der Streit über Sinn und Unsinn spezieller Deutschförderklassen, in denen Schulanfänger für die Unterrichtssprache fit gemacht werden sollen. Das ist besonders in Wien, wo mehr als 50 Prozent, in fünf Bezirken sogar mehr als 80 Prozent der Schulanfänger nicht mehr Deutsch als Umgangssprache benutzen, keine kleine Sache.

Der Sukkus vieler Bildungsexperten: Spezielle Förderklassen seien Unsinn, weil sie die Segregation fördern. Und Deutsch werde ohnehin überbewertet: In einer bunten, globalisierten Gesellschaft sei Mehrsprachigkeit der wahre Wert.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.