Theater an der Wien

Kein Leben nach der Liebe für Zazà

Halbwelt-Diva, leider oft mit zu viel Vibrato: Svetlana Aksenova als Zazà.
Halbwelt-Diva, leider oft mit zu viel Vibrato: Svetlana Aksenova als Zazà.(c) TADW/Monika Rittershaus
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Saisoneröffnung mit Leoncavallos Rarität „Zazà“ – die umso mehr packt, je deutlicher der unverblümte Verismo durchschlägt. Noch bis 27. September.

Es dauert etwas, bis die Protagonisten sich singend zur rechten Hitze hochschaukeln, im vierten Akt ist es endlich so weit: Zazà und Milio schenken sich in ihrer finalen Konfrontation nichts. Sie hat für die Liebe zu ihm ihr bisschen Varieté-Karriere in der französischen Provinz aufgegeben; er war ihr tatsächlich eine Zeit lang verfallen, doch ist keineswegs ledig wie behauptet, sondern hat Frau und Kind. Den Trennungsstreit hat Ruggero Leoncavallo als sein eigener Librettist klug formuliert und musikalisch packend untermauert: Zazà hat Milios Familie inkognito besucht – und stellt ihn auf die Probe, indem sie vorgibt, seiner Frau alle intimen Details ihrer Affäre verraten zu haben. Entsetzt beschimpft er sie darauf als Hure – was Zazà erkennen lässt, dass Milios Bindung an seine Frau doch die stärkere ist.

Geschichten aus dem wirklichen Leben wollten die Verfechter des Verismo auf die Bühne holen, einer naturalistischen Strömung der italienischen Oper. Leoncavallo hat es 1892 selbst so formuliert, im Prolog von „Pagliacci“. In diesem Werk und Mascagnis „Cavalleria rusticana“ (1890) ist dieses Programm verwirklicht: mit zielstrebigen, effektvollen, blutig endenden Dreiecksgeschichten – einmal unter sizilianischen Bauern, einmal in einer fahrenden Schauspielertruppe. Später begannen die Veristen wieder mehr zu experimentieren und mit den Publikumserwartungen vom „Reißer“ zu spielen.

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