Interview

Johannes Kopf: „Nicht gut, sich an Kurzarbeit zu gewöhnen“

„Es wird zwei, drei Jahre dauern, bis wir Arbeitslosenzahlen sehen wie vor der Coronakrise“, sagt Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservices.
„Es wird zwei, drei Jahre dauern, bis wir Arbeitslosenzahlen sehen wie vor der Coronakrise“, sagt Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservices.(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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AMS-Chef Johannes Kopf spricht sich gegen Kurzarbeit als Dauerlösung aus und rechnet nächstes Jahr mit sinkenden Arbeitslosenzahlen. Die Möglichkeit, zum Arbeitslosengeld dazuzuverdienen, hält er für diskussionswürdig.

Die Presse: MAN, Swarovski, Doka, ATB, Sacher – die Meldungen von abgebauten Jobs überschlagen sich. Ist das der Auftakt zu einer großen Kündigungswelle?

Johannes Kopf: Die Wirtschaft schrumpft heuer um sieben bis neun Prozent. Wenn die Weltwirtschaft einbricht, ist es klar, dass manchen Betrieben die Luft ausgeht. Die Arbeitslosigkeit wird jetzt einmal saisonbedingt steigen, im Winter gibt es immer 100.000 Arbeitslose mehr als im Sommer. Sicher muss man mit mehr Konkursen rechnen. Aber bei der Arbeitslosigkeit sehen wir noch keine zweite Welle. Und auch die Kurzarbeit ist erstaunlich stabil. Nächstes Jahr erwarten wir, dass die Zahl der Arbeitslosen um 30.000 sinkt.


Sie klingen sehr optimistisch.

Für das Jahr 2021 bin ich relativ zuversichtlich. Was ich nicht prognostizieren kann, ist, wie sich Corona entwickelt. Wenn noch ein Lockdown kommt, hätte das schlimme Auswirkungen. Aber nehmen wir den Tourismus: Wenn ein Hotel in Konkurs geht, ist das tragisch. Aber es steht noch. Und wenn die Touristen wieder kommen, kann man dort wieder wohnen. Das Hotel wird dann womöglich eine andere Familie betreiben. Aber die Struktur steht. Deswegen kann die Beschäftigung auch rasch wieder wachsen. Es wird auch jetzt schon wieder mehr gearbeitet, sowohl in Köpfen als auch in geleisteten Stunden.

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