Morgenglosse

Taiwan bekommt offizielle Besucher: Gut so!

U.S. Undersecretary for Economic Affairs Keith Krach arrives at an airport in Taipei
U.S. Undersecretary for Economic Affairs Keith Krach arrives at an airport in TaipeiREUTERS
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Peking ist immer häufiger verärgert über Taipeh. Doch: Wer ist hier arrogant? Und wer ist aggressiv?

Immer häufiger müssen sich die Sprecher des chinesischen Außenministeriums verärgert zeigen und zornige Erklärungen abgeben. Gestern wieder: Dass der US-Staatssekretär Keith Krach einen dreitägigen Besuch in Taipeh absolviere, „ermutigt nur die arrogante Haltung der separatistischen Kräfte in Taiwan“, schimpfte ein chinesischer Regierungsvertreter.

Nur, wer ist hier arrogant? Und wer ist aggressiv? Es sind die kommunistischen Machthaber in Peking, die die Inselrepublik vor Chinas Haustür am liebsten mit Mann und Maus schlucken würden und die zuletzt ihren Druck auf Taiwan militärisch und diplomatisch immer mehr verstärkt haben. Chinesische Kriegsschiffe halten Schießübungen in Gewässern nahe der Insel ab, chinesische Militärjets dringen fast schon täglich in die militärische Luftraumüberwachungszone Taiwans ein.

Die militärischen Drohgebärden könnten dabei auch einer gewissen Verzweiflung entspringen. Denn viele Anhänger hat die Volksrepublik China in Taiwan nicht mehr, seit alle Welt in Hongkong gesehen hat, was die Formel „Ein Land, zwei Systeme“ in der Realität bedeutet: sich mit Haut und Haaren dem Machtapparat der chinesischen KP zu unterwerfen. Nicht viele Taiwaner, die in einer Demokratie mit freier Marktwirtschaft und funktionierendem Rechtsstaat leben, wollen das.

Es ist gut, dass offizielle Besucher aus den USA, Tschechien und Japan der Regierung in Taipeh zuletzt den Rücken gegen die Machtgelüste der chinesischen KP gestärkt haben. Und es wäre gut, wenn das noch viel mehr offizielle Besucher aus vielen weiteren Ländern tun würden. Es ist eine Schande, das ein 23,5-Millionen-Land auf Druck der Kommunisten in Peking international isoliert, ja wie ein Aussätziger behandelt wird.

Besonders krass ist die Isolierung Taiwans in internationalen Organisationen – insbesondere in der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Taiwan zählt zu den Ländern, die die Corona-Pandemie bisher am Besten im Griff haben. Mitte September meldete Taipeh 500 Covid-19-Infektionen seit Ausbruch der Pandemie; 408 davon waren importierte Fälle. Es gab bisher sieben Corona-Tote, 16 Infizierte befinden sich in Spitalsbehandlung, 477 sind gesundet. Taiwan könnte der übrigen Welt also wohl Einiges über effiziente Maßnahmen gegen die Pandemie erzählen, darf das aber nicht, weil es auf Druck Chinas nicht in der WHO ist – nicht als Mitglied und nicht einmal als Beobachter. Auch das ein Armutszeugnis für die internationale Staatengemeinschaft. Und es sage jetzt niemand, Taiwan habe es eben leichter, Covid-19 einzudämmen, weil es eine Insel ist. Auch Großbritannien ist eine Insel ...

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