Textile Verzierungen für unsichere Zeiten.
Mein Lieblingslokal hat es, meine Oma hatte es, und meine Freundin hat es wieder: das Tischtuch. Und nicht irgendein zurückhaltendes Utensil, das einfach die Oberfläche schützen soll. Im Gegenteil, da wetteifern Kollektionsreste aus längst vergangenen Dirndl-Generationen, Blaudruck, Stickerei und Häkelbordüren miteinander.
Praktisch sei es, sag(t)en alle drei – die hässliche Tischplatte unsichtbar, die neue geschützt – und vor allem heimelig. Nach all dem puren, cleanen und transparenten Chic tut ein bisschen verzieren, verbrämen, verdecken sichtlich wieder not.
Ein bisschen gute alte Zeit, nostalgische Erinnerung an eine Ära, als auf dem Fernseher noch ein Häkeldeckchen Platz hatte, Corona nicht existent und Moria nur der Name eines Zwergenreiches aus „Der Herr der Ringe“ war.
Ob das Verbrämen hilft? Das ist eine Frage des Stils, nicht nur der Muster wegen. So mancher hat lieber den direkten Blick auf die Dinge.