Islam

Kopftuch-Eklat im französischen Unterhaus

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Der Auftritt einer Studentenführerin mit Kopftuch vor der Nationalversammlung löste Protest aus. Religiöse Symbole sind dort zwar erlaubt, dennoch kam der Vorwurf, die Frau bewerbe Islamismus.

Nach dem Auftritt einer Kopftuchträgerin in Frankreichs Nationalversammlung haben Parlamentarier ein Verbot solcher "religiöser Symbole" verlangt. Abgeordnete der Regierungspartei La République en Marche (LREM) von Präsident Emmanuel Macron und der konservativen Republikaner äußerten sich am Freitag "schockiert" über den Vorfall und verurteilten ihn als Zeichen eines "militanten Islamismus".

Eine Vertreterin des größten französischen Studentenverbandes UNEF, Maryam Pougetoux, war am Donnerstag bei einer Anhörung zur Corona-Pandemie in der Nationalversammlung mit Hidschab aufgetreten - einem Kopftuch, das Haare, Ohren und Hals bedeckt. Aus Protest verließen Abgeordnete den Saal.

Die Regeln des französischen Unterhauses erlauben bisher das Tragen von Kreuzen und Kopftüchern bei Anhörungen oder Plenumsdebatten. Mehrere Abgeordnete forderten nun aber ein Verbot. "Die Nationalversammlung sollte keine Bühne für den militanten Islamismus sein", schrieb der konservative Abgeordnete Eric Ciotti auf Twitter. Die LREM-Abgeordnete Anne-Christine Lang nannte das Kopftuch ein "Zeichen der Unterwerfung" der Frau.

Andere Politiker der Regierungspartei und der Grünen sprachen sich indes gegen ein Kopftuch-Verbot im Parlament aus. Sie verwiesen darauf, dass sichtbare religiöse Symbole im öffentlichen Raum in Frankreich erlaubt sind. An staatlichen Schulen sind sie dagegen seit 2004 wegen der gesetzlichen Trennung von Kirche und Staat untersagt.

Hoher Moslem-Anteil in Frankreich

Pougetoux - sie ist Anfang 20, stammt aus einer gemischt christlich-muslimischen Verwandtschaft und studiert in Paris, fällt schon seit Jahren als Kopftuchaktivistin auf und wird deswegen vielfach kritisiert.

Zur Zahl der Moslems in Frankreich gibt es keine klaren amtlichen Zahlen, doch gehen mehrere Schätzungen und Umfragen von einem Bevölkerungsanteil von etwa 8,5 bis zehn Prozent aus, was einem der höchsten Anteile an der Bevölkerung in Europa entspricht, nach dem Kosovo, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien, Zypern, Montenegro und Bulgarien. 

(APA/AFP)

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