In Wattens müssen 1000 Mitarbeiter des Kristallkonzerns gehen. Gerettet ist damit aber noch lang nichts: Die Familie streitet über die dringend notwendige Umstrukturierung.
Man wird bescheiden in diesen Tagen. Und also freut sich Swarovski-Betriebsrat Patrick Hamberger: Für den Standort Wattens habe das Management zwar eine Liste von 1000 Mitarbeitern übermittelt, denen die Kündigung ausgesprochen werden soll. Doch diese Liste könnte kürzer werden, sagt Hamberger. Man habe sich nämlich geeinigt, dass ein Teil des Personalabbaus über den sogenannten natürlichen Abgang erfolgen werde, also über Pensionierungen. Weitere „gute Nachricht“: Die Kündigungen werden generell erst mit Anfang 2021 wirksam. Dies, weil die Kurzarbeit in Wattens erst am kommenden Montag zu Ende geht und dann erst einmal die einmonatige Behaltefrist gilt. Und dann müssen noch etliche Einzelgespräche geführt werden. „Bei so einer Masse an Kündigungen dauert das eben“, sagt Hamberger. Gewonnene Zeit – ein kleiner, schmächtiger Strohhalm für die Belegschaft. Das ist aber auch schon alles. Die Zukunft des Kristallkonzerns steht nämlich nach wie vor in den Sternen. Die Familie Swarovski beliebt zu streiten.
Das hat sie zwar in den vergangenen Jahren auch gut und gern gemacht. Doch diesmal steht mehr auf dem Spiel als Macht und Einfluss. Es geht um die Zukunft des Konzerns. Und die ist – Corona hat dies bloß drastisch vor Augen geführt – eher schwierig. Die Einnahmen würden heuer um ein Drittel einbrechen, gab Swarovski-Chef Robert Buchbauer neulich zu Protokoll. Aber wie gesagt: Die Probleme des 125 Jahre alten Konzerns gehen tiefer als die pandemiebedingten Rückgänge. Er leidet schon lang unter ineffizienten Doppelgleisigkeiten sowie Billig-Konkurrenz aus China und Ägypten und brauchte schon dringend eine reformierte Struktur. Darüber sind sich die rund 80 Familienmitglieder sogar einig. Und trotzdem hakt es ganz gewaltig.