1848, Königgrätz, Erster Weltkrieg: Die Entwicklung der österreichischen Verfassung(en) war fast durchgehend eine Folge politisch-militärischer Zäsuren.
Aus rein geopolitischer Sicht war der Erste Weltkrieg die größte Katastrophe in der Geschichte dieses Landes. Von einem vielstimmigen Imperium blieb ein deutschsprachiger Rumpf. Was früher von Lemberg bis Dubrovnik reichte, reichte fortan vom Neusiedler bis zum Bodensee. „L'Autriche, c'est ce qui reste“, sagte der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau. Ein wirtschaftlich kaum lebensfähiger Kleinstaat. Einer, den kaum einer wollte. Linke wie Rechte sahen nur einen Ausweg: sich dem größeren Deutschland anzuschließen.
Doch diese Krise bot auch eine Chance, widerwillig ergriffen, weil die Siegermächte des Ersten Weltkriegs das Aufgehen in Deutschland verboten. Österreich wurde erstmals zu einer Republik, zu einer echten parlamentarischen Demokratie. Ein Parlament und Wahlen hatte es zwar zuvor auch schon in der Habsburgermonarchie gegeben. Entschieden hatte letztlich jedoch der Kaiser beziehungsweise sein Stab.