Arbeitsrecht

Das Home-Office und seine Tücken

Das Arbeiten von zu Hause aus wird uns vorerst bleiben.
Das Arbeiten von zu Hause aus wird uns vorerst bleiben.(c) imago images/Westend61 (Emma Innocenti via www.imago-images.de)
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Home-Office hilft der Produktivität, aber nicht zwangsläufig der Karriere. Das Arbeiten von zu Hause aus wird uns vorerst bleiben. Ein Regelwerk kommt frühestens im März. Dabei braucht es dringend klare Vorgaben.

Wien. Die einen hassen es, die anderen wollen nie wieder zurück ins Büro – das Home-Office mutiert mitunter zur Glaubensfrage. Für viele liegt das Ideal irgendwo dazwischen: Ein, zwei Tage im Büro, den Rest zu Hause arbeiten. Auch in Zeiten steigender Corona-Infektionszahlen wird Home-Office eine freiwillige Angelegenheit bleiben. Eine Möglichkeit zum Zwang wollen weder die Arbeitgeber- noch die Arbeitnehmervertreter. Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) appellierte am Freitag an die Eigenverantwortung, angesichts der zweiten Welle der Coronapandemie „dort, wo es leicht und sinnvoll ist, Home-Office einzusetzen.“

Vor der Pandemie nutzten laut Arbeitsministerium etwa zehn Prozent der Beschäftigten Home-Office, im Lockdown 40 Prozent. Mehr als jeder dritte Arbeitsplatz in Österreich verfügt über Tätigkeitsprofile, die dauerhaft im Home-Office ausgeübt werden könnten, zeigt eine Analyse der Agenda Austria, die sich auf OECD-Daten stützt. Heiß diskutiert ist die Frage, ob man daheim produktiver arbeitet. Studien legen positive Auswirkungen von Home-Office auf die Produktivität nahe. Die ökonomische Literatur beschränke sich aber in der Regel auf besser qualifizierte Arbeitskräfte und liefere deshalb „verzerrte Ergebnisse für breite Schichten der Arbeitnehmer“. Die Autoren zitieren ein Feldexperiment in einer chinesischen Firma im Jahr 2010: Dieses zeigte einen Zuwachs der Produktivität um 20 bis 30 Prozent und eine jährliche Ersparnis an Arbeitsplatzkosten für den Arbeitgeber von rund 2000 Euro pro Jahr und Mitarbeiter. „Die Arbeitsplatzkosten in Österreich dürften noch einmal deutlich darüber liegen.“ Allerdings wechselte die Hälfte der Arbeitnehmer nach dem Versuch zurück ins Büro. Ihnen fehlte der Kontakt zu den Kollegen, und sie fühlten sich bei Beförderungen übergangen „und kamen nur halb so oft zum Zug wie die Kollegen, die im Office geblieben waren“. Der Schluss liegt nahe, dass Home-Office zwar die individuelle Produktivität fördert, aber nicht unbedingt die Karriere.

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