Literatur

Weiblich denken in dunkler Zeit: Retterinnen der Philosophie?

Die Namen der vier Denkerinnen in Wolfram Eilenbergers „Feuer der Freiheit“ lauten Hannah Arendt, Simone de Beauvoir, Simone Weil und Ayn Rand. Als ob nur Frauen das „Feuer der Freiheit“ am Leben erhalten hätten!

Wolfram Eilenberger, Jahrgang 1972, umtriebiger Autor, Redakteur, Fußballliebhaber et cetera, muss seinen Leserinnen nicht eigens vorgestellt werden. Sein Buch „Zeit der Zauberer – Das große Jahrzehnt der Philosophie, 1919 bis 1929“ fand sich 2018 sieben Monate auf der „Spiegel“-Bestsellerliste. Es wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Auch bei der professionellen Kritik fand Eilenbergers „Zeit der Zauberer“ höchste Anerkennung. Man habe es – laut Wikipedia-Eintrag – mit einem Werk zu tun, „das auf lange Zeit seinesgleichen suchen werde“ („taz“), Biografie und Ideengeschichte würden „mit bewundernswertem erzählerischem Geschick“ verbunden („El País“), es werde „zwingend wie ein Roman in das Herz einer äußerst komplexen Diskussion“ eingeführt („La Repubblica“). Einzig „Die Welt“ befleißigte sich harscherer Töne. Eilenberger, so hieß es dort, schildere die „für den Aufklärer, Neukantianer und Juden Ernst Cassirer existenzielle Auseinandersetzung mit dem Trachtenjacken-Nazi Martin Heidegger lediglich als eine Art intellektuelles Fußballspiel, mehr nicht“.

Diese Stellungnahmen sind alle für Eilenbergers neues Buch, „Feuer der Freiheit – Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten, 1933 bis 1943“, erheblich. Zunächst der formale Aspekt: Es ist ein außerordentlich gut geschriebenes Werk, worin biografische, politische und philosophische Aspekte auf eine bravouröse Weise verknüpft werden. Das ist eines jener Bücher, das die Leserin, die keine philosophischen Vorkenntnisse hat, nicht überfordert und auf das jeweils nächste Kapitel neugierig macht, um herauszufinden, was mit den intellektuellen Heldinnen „in finsteren Zeiten“ passiert, welche Erfolge sie erringen, welche Niederlagen sie hinnehmen müssen – und was sie uns an gedanklich Neuem mitzuteilen haben. Die Kompositionstechnik erinnert an die Art und Weise, wie heute mediale Fortsetzungsgeschichten als „Staffeln“ erzählt werden.

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