Haben Frauen, die Geschichte gemacht haben, ihre Stellung erlangt, obwohl sie Frauen waren oder weil sie es waren? Ist an Frauen in der Politik überhaupt etwas Gemeinsames zu entdecken? Anton Pelinka über Frauenbilder und Politik.
Die eine zeigt ein Victory-Zeichen, die Zweite reckt ihre Faust in die Höhe, die Dritte formt ihre Hände zu einem Herz. Was die drei lächelnden Frauen, die die Opposition in Belarus vertreten, verkörpern, ist in Sprache, Auftreten und Gestus neu. Inzwischen können Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo, die Symbole des Veränderungswillens, nicht mehr öffentlich auftreten. Doch was können sie am Ende wirklich erreichen? Das Trio gehört zu den Frauen, die sagen: Ich möchte gar keine politische Macht, ich möchte gestalten und verändern, bestimmte Inhalte voranbringen. Nur: Wer verändern will, wer gegen die Dominanz patriarchalischer Kultur ankämpfen will, der muss in die politischen Machtpositionen hinein und nicht aus ihnen heraus.
Wenn denn das gelingt, bleibt immer noch die Frage, ob daraus eine typisch weibliche Politik erwächst. Das 20. Jahrhundert brachte Frauen erstmals in politische Führungspositionen. Nicht als „Lückenbüßer“ wie in den Monarchien, wo sie nur an die Macht kamen, wenn gerade kein männlicher Thronerbe zur Verfügung stand, sondern als Ergebnis persönlichen politischen Gestaltungswillens und unter demokratischen Vorzeichen. Befähigt und geschichtsmächtig waren übrigens auch die in der Thronnachfolge zunächst „ungeplanten“ Herrscherinnen Maria Theresia, Queen Elizabeth I. und Katharina die Große von Russland.
Entwickeln Frauen in politischen Spitzenpositionen eine besondere weibliche Qualität des Regierens, die sich von der männlichen deutlich unterscheidet? Anders gesagt: Ist der politische Aufstieg von Frauen auch eine Erfolgsgeschichte des Feminismus, der Frauenbewegung? Erkämpften Frauen die Macht, weil sie Frauen waren oder obwohl sie Frauen waren? Haben sie Geschichte gemacht unabhängig von ihrer Weiblichkeit?

Frauen haben dazu beigetragen, dass die tradierte Hegemonie des Patriarchats zu verblassen und zu schwächeln begann, doch an seine Stelle trat keine weibliche Hegemonie. Ein Abstieg und ein Nicht-Aufstieg. Der Satz, Angela Merkel habe dem Feminismus zum Sieg verholfen, kommt einem schwer über die Lippen. Aber vielleicht stimmt die These, dass sie mit ihrer Zurückhaltung Angst vor „zu viel Weiblichkeit“ verhindert und so Zutrauen in weibliche Kompetenz gefördert habe.