Geld und Finanzen

Aktien für 200 Mrd. dürften verkauft werden

REUTERS
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Die großen Staatsfonds schichten um. Der ins Stocken geratene Aktienmarkt wird dadurch weiter belastet.

Sie sind eine zentrale Säule auf dem internationalen Aktienmarkt: Pensions- und Staatsfonds mit ihren Hunderten Milliarden an Dollars. Allein der norwegische Staatsfonds, der größte der Welt, hat ein Volumen von ungefähr 10,5 Billionen norwegischer Kronen (umgerechnet knapp eine Billion Euro) und ist in 9200 Unternehmen im Ausland investiert. Um eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften, werden die Gelder der diversen Fonds kontinuierlich umgeschichtet.

Eine größere solche Umschichtung stehe nun wieder bevor, meint die US-Bank JP Morgan. Bei der Neuausrichtung ihrer Portfolios werden diese Fonds voraussichtlich Aktien im Wert von 200 Mrd. Dollar abstoßen. Das würde ein Risiko für die globalen Aktien darstellen.

Es wäre die negativste vierteljährliche Anpassung seit Beginn der Pandemie, sagen die Bankexperten. Die Gesamtzahl ergibt sich aus Berechnungen, die sich auf US-amerikanische, leistungsorientierte Pensionsportfolios, den japanischen Government Pension Fund und den norwegischen Ölfonds erstrecken. „Diese negativen Flüsse infolge von Umschichtungen werden angesichts des starken Rückgangs der Aktienmarkttiefe in diesem Monat noch problematischer“, schreibt die Bank.

Die Pensions- und Staatsfonds passen in der Regel ihre Portfolios vierteljährlich an, um die angestrebte Anlagestruktur beizubehalten. Eine Messgröße für globale Aktien ist seit Ende Juni um etwa zehn Prozent gestiegen und hat die Renditen von festverzinslichen Wertpapieren übertroffen. Dies signalisiert bei einigen Fonds einen Bedarf, ihren Anlagemix wieder an die bevorzugten Grenzen anzupassen.

Die Revision ist eines von vielen Risiken für den Aktienmarkt, nachdem eine starke Rallye, die von den Tiefstständen im März ausging, diesen Monat ins Stocken geraten ist. Weitere mögliche Belastungsfaktoren sind die überzogenen Bewertungen in einigen Segmenten, eine unbeständige Konjunkturerholung, potenzielle Volatilität im Zusammenhang mit den US-Wahlen und die Abhängigkeit der Finanzmärkte von der Unterstützung der Zentralbanken.

Dennoch sind die JP-Morgan-Strategen bezüglich der Aussichten für Aktien insgesamt zuversichtlich. „Mittel- bis langfristig sehen wir angesichts der nach wie vor insgesamt niedrigen Aktienpositionierung immer noch viel Aufwärtspotenzial“, sagten sie. „Ein Rückgang der Aktien- und Risikomärkte in den kommenden Wochen würde wahrscheinlich eine Kaufgelegenheit darstellen.“ Bloomberg/est

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