Unterwegs

Abstand ist nicht

Warum das Abstandhalten im öffentlichen Personenverkehr eine Mission Impossible ist – speziell beim Fliegen.

Man kann zu den vielfältigen Corona-Auflagen und -Regeln stehen, wie man will, aber es erscheint nahezu unmöglich, sie in öffentlichen Verkehrsmitteln umzusetzen. Gelten eigentlich Flugzeuge als Öffis? Kann ja jeder ein Ticket kaufen und in den Flieger einsteigen, ebenso wie in den Zug nach Salzburg oder München. Und dass die AUA ein privates Unternehmen wäre – na ja.

In der Praxis haben jetzt alle das gleiche Problem: Abstand halten ist nicht. Dabei könnte es eine Fluggesellschaft schon durchziehen: Man verkauft nur jeden zweiten Sitz, positioniert die Passagiere versetzt in den Reihen (Gang, Fenster, Gang), und der ausgerufene Mindestabstand ließe sich einhalten.

Tatsächlich sieht es aber so aus wie letztens in der Frühmaschine nach Frankfurt: In normalen Zeiten ist das ein A320 mit bis zu 180 Sitzplätzen; dieser Tage, bei zwei Drittel weniger Auslastung auf der Route, eine Embraer mit maximal 120 Sitzplätzen – und nur vier statt sechs Sitzen pro Reihe. Diese sind bis auf den letzten Platz belegt – verständlich, wenn man eh schon jeden Tag nur Verluste einfliegt. Nun sitzt man aber auf Tuchfühlung mit dem Nachbarn, anders geht's gar nicht, und hört die insgesamt drei Durchsagen während des Fluges, wonach man „nach Möglichkeit“ eineinhalb Meter Abstand halten solle, mit einer Mischung aus Belustigung und Ärger. Wenn jetzt einer heftig niest, denkt man sich, ist der Besatz seiner Nasenschleimhaut gerecht auf fünf bis sechs Mitreisende verteilt. Und das kontaktlose, gesittete Aussteigen Reih' für Reih'? Gab's halt auch nur als Durchsage.

timo.voelker@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.