Behörden wollten Ausmaß der Brände vertuschen.
Moskau (ag). Die radioaktive Gefahr durch die schwersten Waldbrände der russischen Geschichte ist wohl doch schlimmer als bisher von den Behörden eingeräumt. Dass es in den von der Atomkatastrophe in Tschernobyl 1986 verseuchten Gebieten mehr gebrannt hat als bisher offiziell zugegeben, bestätigte am Mittwoch die Waldschutzbehörde. Allein in den Wäldern des stark kontaminierten Gebiets Brjansk habe es 28Brände gegeben. Laut Behörde sind diese inzwischen gelöscht.
Greenpeace-Experten in Moskau werfen den Behörden vor, die Gefahr von Anfang an hinuntergespielt zu haben (siehe Interview links). Nicht alle Brände in den nuklear verseuchten Gebieten wurden gemeldet. Unklar ist auch, ob auch tatsächlich alle Feuer gelöscht wurden. „Unter besonderen Bedingungen bei starkem Wind können Partikel bis nach Moskau und Osteuropa fliegen“, meinte der Ökologe Alexej Jablokow von der Russischen Akademie der Wissenschaften. Eine Ausbreitung von mehreren hundert Kilometern sei in einem solchen Fall nachweisbar. In Moskau waren nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen, die sich mit radioaktiven Messungen befassen, keine erhöhten Werte festzustellen.
Für Österreich besteht jedenfalls keine Gefahr: „Die Wolken kommen bei Weitem nicht zu uns“, versicherte Gerhard Wotawa von der ZAMG in Wien. Und falls doch, dann seien die Werte „nur für die Wissenschaft interessant“, aber nicht gesundheitsgefährdend.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2010)