Belarus

Soldaten mit Sturmgewehren sollen „Marsch der Gerechten“ stoppen

(c) via REUTERS (TUT.BY)
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Bei Demonstrationen gegen den belarussischen Präsident Lukaschenko kam es zu Festnahmen und Gewalt.

Minsk. Zehntausende Menschen marschierten gestern zum Obersten Gerichtshof in Minsk, um gegen den Autokraten Alexander Lukaschenko zu demonstrieren. Die Teilnehmer des „Marschs für Gerechtigkeit“ forderten Strafverfahren gegen jene Sicherheitskräfte, die sich der Folter an festgenommenen Demonstranten schuldig gemacht haben. Dabei wurde auch der rund 70 Verschwundenen der ersten Tage nach der mutmaßlich gefälschten Wahl gedacht. Einige von ihnen wurden inzwischen von Familienangehörigen tot in Wäldern rund um Minsk aufgefunden.

Auch gestern drohte ein Blutbad: Uniformierte mit Sturmhauben griffen die friedlichen Demonstranten an, zwängten sie in Gefangenentransporter. Am Palast der Republik standen mit Sturmgewehren bewaffnete Soldaten, in Seitenstraßen bezogen Truppen Stellung. Das Regime setzt auch in der sechsten Protestwoche nur auf „zuschlagen und verhaften“. Damit soll die Bevölkerung eingeschüchtert werden. Denn neben vergleichsweise im postsowjetischen Raum hohen Sozialleistungen war es die Angst, die Lukaschenko seit seinem damals noch demokratischen Wahlsieg von 1994 an der Macht hielt. Dabei machen Lukaschenkos Schergen nun auch vor friedlichen Frauenmärschen keinen Halt mehr. Am Samstag wurden in Minsk über 300 Teilnehmerinnen festgenommen.

Racheaktion der IT-Branche

Die Opposition setzt dem Lukaschenko-Regime nicht mehr nur auf der Straße zu. Am Wochenende wurden auf Telegram-Kanälen über tausend Namen von Polizisten publiziert, die Demonstranten gefoltert haben sollen. Es soll sich um eine Racheaktion für Repressionen gegen die boomende IT-Branche handeln. So wurde bereits vor den Wahlen der Minsker IT-Technoparkgründer und Präsidentschaftskandidat Walery Zepkalo angeklagt. (flue)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2020)

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