US-Notenbank: Keine Ruhe für die Krisenfeuerwehr

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Der Katzenjammer hat wieder Einzug in die US-Wirtschaft gefunden. Die Fed muss weiter Krisenfeuerwehr spielen. US-Zentralbank Chef Ben Bernanke zufolge ist die Verlängerung des Kriseneinsatzes ein nötiges Übel.

New York. Es war ein lauer Nachmittag in Washington, als Ben Bernanke im März sichtlich entspannt vor die Kameras trat. Der Amerikaner hatte gerade eine positive Unterredung mit seinen engsten Beratern hinter sich gebracht. Alle waren optimistisch, also nahm der Chef der US-Zentralbank Fed erstmals seit Ausbruch der Krise Worte wie „deutlich positive Signale“ und „Exit-Strategie“ in den Mund.

Fünf Monate später ist von Optimismus nichts mehr zu spüren. Der Katzenjammer hat wieder Einzug in die US-Wirtschaft gefunden. Die Fed muss weiter Krisenfeuerwehr spielen. Mit der Entscheidung vom Dienstag, ihre expansive Geldpolitik zu verlängern, also sprichwörtlich die Notenpresse laufen zu lassen, hat die Notenbank angedeutet, dass die US-Wirtschaft noch nicht auf eigenen Beinen stehen kann.

Bernankes „Exit-Strategie“ hätte vorgesehen, den Rekordbestand an Wertpapieren (2,054 Billionen Dollar) monatlich um zehn bis 20 Mrd. Dollar zu reduzieren. Davon ist jetzt keine Rede mehr. Auslaufende Hypotheken werden in Staatsanleihen reinvestiert. Und der Leitzinssatz, aktuell bei unter 0,25 Prozent, wird nicht, wie noch im März erwartet, gegen Anfang 2011, sondern frühestens Ende 2011 angehoben.

Die Angst kehrt zurück

Bernanke zufolge ist die Verlängerung des Kriseneinsatzes ein nötiges Übel: „Die Erholung setzt später als erwartet ein.“ Viele Börsianer wurden jedenfalls am falschen Fuß erwischt: Dass die Fed weiterhin stark stützend eingreife, „ist schon eine Überraschung“, sagt Brian Kim von der UBS Bank. Europas Aktienmärkte brachen am Mittwoch um bis zu zwei Prozent ein, New York eröffnete ebenfalls deutlich im Minus. „Sorge und Angst sind zurückgekehrt“, meint Kim.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2010)

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