Gastbeitrag

Zehn Gründe, die gegen Coronatests bei Hausärzten sprechen

AUSTRIA-HEALTH-VIRUS-TEST
AUSTRIA-HEALTH-VIRUS-TESTAPA/AFP/ALEX HALADA
  • Drucken

Der Vorschlag, Coronatests an Hausärzte auszulagern, stößt auf deutliche Skepsis.

Die Politik produziert immer leicht „gute“ Ideen, wenn es um die Auslagerung von schwierigen Aktivitäten auf andere geht. So ist es auch mit der Idee, Coronatestungen an die Hausärzte zu delegieren. Diese Überlegung stößt in der mir bekannten Kollegenschaft durchwegs auf deutliche Skepsis, die mir als Bezirksärztevertreter nahegebracht wurde. Es war übrigens keine einzige positive Äußerung dabei! Zu den gesammelten Bedenken:

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

1. Für die Austestung der Covid-19-Verdachtsfälle müssten eigene Räumlichkeiten in den Ordinationen eingerichtet werden, was nicht einfach ist, weil unbenutzte Zimmer nicht einfach so bereitstehen.
2. Die Testungen können nur außerhalb des regulären Ordinationsbetriebs geschehen, damit Kontakte zu nicht infizierten Personen vermieden werden.
3. Der persönliche Aufwand ist sehr groß, weil die Schutzkleidung häufig gewechselt und entsorgt werden muss! Allein für die Entsorgung fehlt jegliche Infrastruktur.
4. Da bei Testabnahme nicht klar ist, ob der Proband infiziert ist, muss die Schutzkleidung als kontaminiert betrachtet werden und kann nicht einfach in den Coloniakübel entsorgt werden. Da würde es bald größte Probleme mit der MA 48 geben.
5. Wer übernimmt die Haftung für falsche Ergebnisse, wenn Patienten bei falsch positiven Tests unberechtigt in Quarantäne sind oder bei falsch negativen Ergebnissen andere infizieren? Es wird kolportiert, dass die beworbenen Schnelltests nicht so genau sind.
6. Infektionsrisiko und -wahrscheinlichkeit für den Untersucher sind hoch. Viele Kollegen gehören zur Risikogruppe.
7. Die Untersucher müssen laufend getestet werden, da täglich Infektionen möglich sind.
8. Bei positiver Testung muss die Ordination für 14 Tage geschlossen werden – wer bezahlt einen solchen Ausfall insbesondere wenn er länger dauert? Außerdem bedeutet die Schließung einer Ordination den medizinischen Versorgungsausfall des dazugehörigen Versorgungsgebiets – das in einer Zeit, in der viele Ordinationen nicht nachbesetzbar sind.
9. Damit kurzfristig Testergebnisse ausgegeben werden können, müssten die Labors teilweise mehrmals täglich die Ordinationen anfahren. Schon vor Jahren habe ich mich um so einen Dienst bemüht, was aber immer als organisatorisch und ökonomisch undurchführbar galt.
10. Auch muss die Frage gestellt werden, ob die Honorierung adäquat zu diesen Risken ist.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

PK ´GURGELTESTS AN WIENER SCHULEN´: FASSMANN/HACKER
Verdachtsfälle

Faßmann und Hacker starten gemeinsam Gurgeltests an Wiener Schulen

Zu einem seltenen gemeinsamen Auftritt kam es am Dienstag zwischen Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ): Flächendeckende Gurgeltests von Verdachtsfällen an Schulen sollen die aktuelle Unsicherheit beenden.
Ein gemeinsames Ziel, das auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden soll: Zwischen Bund und Ländern (am Bild die Bundesregierung mit den Landeshauptleuten Wiens und Oberösterreichs) gibt es in vielen Bereichen ein Kompetenzwirrwar - was der Eindämmung des Coronavirus meist nicht zuträglich ist.
Zuständigkeitschaos

Wie Bund und Länder das Corona-Problem vergrößern

Die Tests dauern aktuell zu lange. Das sei Sache der Länder, sagt der Bund. Doch nicht nur in dieser Frage tragen unklare Kompetenzen zum Anstieg des Infektionsgeschehens bei.
Outbreak of the coronavirus disease (COVID-19) in Vienna
Leitartikel

Krisen bewältigt dieses Land gut, die Normalität ist unser Problem

Als die Maskenpflicht fiel und wir uns als Musterschüler Europas im Eigenlob sonnten, schalteten viele wieder auf „Normalbetrieb“. Das Ergebnis ist bekannt.
Auf der Zielgeraden könnte das Coronavirus für Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) noch zum Problem werden.
Wien-Wahl

Ein Duell um Wien gegen Corona

Die Hygieneregeln für die Wiener Wahllokale sind fixiert. Die massiv steigenden Zahlen sorgen derweilen für Nervosität bei der SPÖ.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.