Gold

Goldrausch in der Türkei

Easing Of Coronavirus Restrictions Brings Hope To Turkey's Economy
Easing Of Coronavirus Restrictions Brings Hope To Turkey's EconomyGetty Images
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Wirtschaftskrise und Währungsverfall treiben die Gold-Nachfrage in die Höhe.

Vor Goldgeschäften im Großen Basar von Istanbul stehen die Kunden bis zur Ladentür hinaus Schlange. Der Massenandrang ist derzeit ein seltener Anblick im Basarviertel, weil die Coronapandemie die Touristen fernhält. Doch dies sind einheimische Kunden. „Wir verkaufen achtmal so viel wie in normalen Zeiten“, sagt Ibrahim Balci vom Goldhändler Regold in der Nähe des Basars.

Um ihre Ersparnisse vor der Wirtschaftskrise und dem Kursverfall der Lira zu schützen, stecken die Türken so viel Edelmetall unter die Matratze, dass ihr Land Rekordmengen an Gold importieren muss: In den ersten acht Monaten des Jahres stieg die Goldeinfuhr der Türkei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 150 Prozent. Inzwischen lagern in türkischen Wohnungen bis zu 5000 Tonnen Gold, schätzt die Branche.

In der Türkei vergeht derzeit fast kein Tag ohne Meldungen über ein neues Rekordtief der Lira. Für einen Dollar müssen die Türken mittlerweile 7,57 Lira bezahlen, das sind über 20 Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Beim Euro ist der Absturz noch steiler: 8,97 Lira kostete ein Euro am Freitag – ein Wertrückgang von über 25 Prozent seit Anfang Januar. „Gold ist schon seit Jahrtausenden der sichere Hafen in Krisenzeiten“, sagt Goldhändler Balci. Viele seiner Kunden wetten darauf, dass sich die Krise noch weiter verschärfen wird und dass der Goldpreis deshalb noch weiter steigen wird. Manche Normalbürger verkaufen ihr Auto, um den Erlös in Gold anzulegen.

Barren kann sich kaum einer leisten

Goldbarren kann sich zwar kaum jemand leisten, doch Gold gibt es in verschiedenen Formen, Größen und Gewichten. Von kleinen Münzen mit dem Porträt von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk bis zu Armbändern, Goldketten und Goldplatten, die auf das gewünschte Gewicht zurechtgeschnitten werden, ist alles zu haben. Zu Hochzeiten, Geburten und Beschneidungen wird ebenfalls Gold verschenkt. Im ostanatolischen Kahramanmaras bietet ein Juwelier vergoldete Corona-Schutzmasken für 14.000 Lira an – das sind rund 1500 Euro und das Sechsfache des türkischen Mindestlohns, mit dem Millionen Beschäftigte im Land auskommen müssen.

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