Ausgangsbeschränkungen

Ist häusliche Gewalt (stark) gestiegen?

PK DES BUNDESMINISTERIUMS FUeR INNERES (BMI) 'STUDIE: HAeUSLICHE GEWALT WAeHREND DER CORONA-PANDEMIE IN DEN MONATEN MAeRZ UND APRIL 2020': RAAB
PK DES BUNDESMINISTERIUMS FUeR INNERES (BMI) 'STUDIE: HAeUSLICHE GEWALT WAeHREND DER CORONA-PANDEMIE IN DEN MONATEN MAeRZ UND APRIL 2020': RAABAPA/GEORG HOCHMUTH
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Österreich wollte im Lockdown das vermeiden, was in China oder Italien passierte: Einen Anstieg der häuslichen Gewalt. Ist das gelungen? Die ÖVP ging der schwierigen Frage in einer Pressekonferenz nach. Die vorliegenden Zahlen werden in den Regierungsparteien allerdings unterschiedlich interpretiert.

Es war eine der Lehren, die Österreich in der Coronakrise schon früh gezogen hat. Mit Blick auf Entwicklungen in anderen Ländern, vor allem China und Italien: Bei strikten Ausgangsbeschränkungen nimmt die häusliche Gewalt gegenüber Frauen und Kindern zu. Die türkis-grüne Regierung machte also schon Mitte März, in der ersten Woche des Lockdowns in Österreich, auf die Gefahr aufmerksam.

Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadić (Grüne) kündigten gemeinsam an, die 24-Stunden-Helpline aufzustocken und Online-Beratungen für bedrohte Frauen auszubauen. Auch in Supermärkten wurden Informationsbroschüren aufgelegt. Nun, Monate nach dem Lockdown, stellen sich die Fragen: Hat das geholfen? Oder kam es auch in Österreich zu mehr häuslicher Gewalt? Beides lässt sich nicht leicht beantworten, aus mehreren Gründen. Der wohl wichtigste: Bei dem Thema muss man von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Es gibt wenig Zahlen, die eine Orientierung bieten. Raab präsentierte einige davon am Montag – mit ihrem Parteikollegen, Innenminister Karl Nehammer.

Ihr Fazit fällt durchwachsen aus: „Gewalt an Frauen ist traurige Realität in Österreich“. Die Frauen-Helpline habe seit März um 38 Prozent mehr Anrufe erhalten. Einen eigenen Chat, der im März eingerichtet wurde, nutzten Frauen im Startmonat 900 Mal. „Das Angebot wurde also genutzt“, sagt Raab.

Dann folgt ein Aber – sobald es um die ausgesprochenen Annäherungs-und Betretungsverbote gegen mutmaßliche Gewalttäter geht. „Es gab hier einen leichten Anstieg, der statistisch gesehen kein enorm signifikanter ist“, sagt Raab. „Auch wenn jeder einzelne Gewaltakt einer zuviel ist, sind wir vergleichsweise gut durch die Krise gekommen.“ Als Beleg nennt sie die Zahlen aus dem Innenministerium: In etwa wurden jedes Monat 1000 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen. Im Jänner waren es 936 Fälle, im März 972, im Mai 1049, im Juli 1084. Die Zahlen im Vorjahr wurden anders erfasst, sie können also nicht sinnvoll mit denen aus 2020 verglichen werden.

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