Kolumne „Führungsfehler“. Es gibt sie noch, die Dinosaurier mit den üblen Macho-Allüren. Dieser „Führungsfehler“ trug sich vergangene Woche zu.
Die Vorgespräche waren gut gewesen. Na schön, ihr Chef schien ein wenig antiquiert, ein wenig hängengeblieben in den 1980ern, ein grober Macho-Typ. „Den knacke ich schon“, dachte sie. Es war nicht ihr erster Job.
Am ersten Tag gab er ihr einen Schreibtisch in seinem Zimmer. „Mach‘ mal“, sagte er und schaute ihr über die Schulter. Sie mochte es nicht, aber sie war sicher in dem, was sie tat.„Sei nicht so schusselig“, sagte er.
Schusslig? Das hörte sie zum ersten Mal. Irritiert blickte sie auf, sagte aber nichts.
„Du bist ja richtig nervös.“
„Eigentlich nicht“, antwortete sie.
„Macht dich dein Mann auch so nervös?“
„Ich bin nicht nervös.“
„Vielleicht bist du ja schwanger.“
So ging es den ganzen Tag. Sie spielte das gesamte Repertoire an Reaktionen durch, ignorieren, schlagfertig kontern, Grenzen ziehen. Aufstehen und gehen.
Am nächsten Tag kam sie wieder. Er gab ihr das Projekt zum Tag, sie nahm es entgegen und sagte danke.
„Bedank dich nicht dauernd.“
Sie stellte ihn zur Rede. Er verschränkte er die Arme und sagte: „Hör auf zu betteln.“ Betteln?
Nach zwei Tagen hatte sie genug und schrieb ein bitterböses Kündigungsschreiben. Das rief den Personalchef auf den Plan, der sie nochmals ins Haus bestellte. Dort fand sie sich einer vielköpfigen Inquisition gegenüber. Der Chef hatte sie der Verleumdung bezichtigt.
Er stellte sich als hart, aber fair da, sie konnte nichts beweisen. „Du solltest mir dankbar sein“, sagte er, „ich härte dich nur für die Welt da draußen ab.“
Sie stand auf und ging.
So traurig es ist – dieser Führungsfehler trug sich tatsächlich im Jahr 2020 zu.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen und Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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