Konzert

Musik zwischen Zorn und Zerbrechlichkeit

Im Architekturzentrum spielte das Ensemble XX. Jahrhundert Stücke aus China, Japan, England und der Türkei.

Wesentlich fürs Niveau einer Musikstadt ist auch, dass sie sich auf Zeitgenössisches einlässt. In Wien tut das seit langem das Ensemble XX. Jahrhundert unter Peter Burwik. „Wir stellen uns in emotionsgeladenen Zeiten mit einem Programm ein“, schreibt Burwik, „in dem sich vier Komponist:innen unterschiedlich sehr emotional im gesellschaftlichen Diskurs positionieren: wütend, kontemplativ, vorwärts tastend und furios.“

Wütend: Das bezieht sich auf den Chinesen Wang Xilin, Jahrgang 1936, der persönlich anwesend war und aus seinem bewegten Leben erzählte. Er hat japanische Besatzung, Mao und die Kulturrevolution, Verbannung und schwere Misshandlungen überlebt. Information über westliche Komponierstile war für ihn schwierig zu erlangen, als Einzelkämpfer bewahrte er heimatliche Traditionen. Sein Oktett von 2002 schildert entschlossen und zornig Autobiografisches: Ein durchdringendes Fagottsolo wird von grellen Streicher-Stakkati zerschnitten, die Virtuosität konzertierender Bläser dehnt sich auf Horn und Klarinette aus – eine Art Brandenburgisches Konzert auf Neuchinesisch vielleicht, jedenfalls spannend, ein aufregendes Monument für Unbeugsamkeit und Trotz.

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