Musiktheater

In Linz hat man's bei „Fidelio“ eilig

Die Zelle schwebt vom Schnürboden herab: „Twice Through The Heart“ in Linz.
Die Zelle schwebt vom Schnürboden herab: „Twice Through The Heart“ in Linz.Musiktheater Linz/Herwig Prammer
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Weder Regie noch Besetzung überzeugte bei der Saisoneröffnung, die Beethovens Oper mit einem Monodram von Mark-Anthony Turnage kombinierte.

Das hat sich der gute Beethoven nicht verdient: Nachdem etliche Jubiläumskonzerte der Seuche zum Opfer gefallen sind, verliert er auch noch im Match gegen den 1960 geborenen Mark-Anthony Turnage. Jedenfalls was Glaubwürdigkeit und Güte der Interpretation betrifft. „Fidelio“ allein schien dem Linzer Musiktheater offenbar nicht abendfüllend, also wurde er verzahnt mit Turnages Monodram „Twice Through The Heart“. Eine Konfrontation von positiv agierender und negativ angetriebener Liebe – unterschiedlicher können Frauenschicksale nicht sein.

Klingt nach papierenem Dramaturgen-Konstrukt – und geht auch auf den Bühnenbrettern kaum auf. Die Implantierung von Turnages Pseudo-Avantgarde in den Beethoven'schen Handlungsablauf bietet weder Hörhilfen noch theatralische Spannung. Der an sich erfahrenswerte zeitgenössische Beitrag wird zwischen den beiden „Fidelio“-Akten gegeben. Das geht sich zeitlich problemlos aus, denn Beethoven wird im Ho-ruck-Verfahren erledigt. Für die dritte Leonoren-Ouverture ist kein Platz, die Dialoge sind zur Gänze gestrichen. Die Musiknummern eilen ohne den üblichen Kitt vorbei: holzschnittartige, brutale Schnitte. Die Situationsfarben fehlen somit, besonders schmerzlich in der Kerkerszene – dazu muss man gar nicht an die tiefe Wirkung der Prosa einer Christa Ludwig oder einer Leonie Rysanek denken.

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