Supercup

Das heikle Experiment der Uefa

David Alaba und seine Teamkollegen bei Bayern München fungieren als Versuchskaninchen
David Alaba und seine Teamkollegen bei Bayern München fungieren als VersuchskaninchenAPA/AFP/CHRISTOF STACHE
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Der Supercup soll der Uefa den Weg zur Fan-Rückkehr weisen, doch die Kritik ist groß: Das Spiel steigt im Hochrisikogebiet Budapest.

Budapest/Wien. Die Fußballwelt blickt am Donnerstagabend nach Budapest. Weniger weil Bayern München und FC Sevilla um den Uefa Supercup spielen (21 Uhr, live Sky, Dazn), denn das traditionelle Titelduell zwischen Champions-League-Sieger und Europa-League-Gewinner hat überschaubaren sportlichen Wert. Sondern weil in der Puskas Arena in der ungarischen Hauptstadt erstmals nach der Corona-Pause wieder Zuschauer zu einem Uefa-Spiel zugelassen sind. Für den europäischen Verband ist die Partie der wegweisende Testlauf für das weitere Vorgehen in Europacup und Länderspielen im Herbst.

Es ist ein höchst umstrittenes Projekt, denn Budapest gilt als Hochrisikogebiet und Ungarn hat seine Grenzen seit 1. September eigentlich geschlossen. Trotzdem dürfte die rund 67.000 Zuschauer fassende Arena nach Uefa-Vorgaben bis zu 30 Prozent ausgelastet sein. Die Uefa verwies auf die strengen Sicherheitsvorkehrungen mit genug Abstand auf den Rängen, Maskenpflicht sowie Gesundheits-Checks an den Einlässen.

Warnung vor dem „Fußball-Ischgl"

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte dennoch vor einem Hotspot wie im Tiroler Skiort Ischgl gewarnt und schärfere Quarantäneregel für Fans angekündigt. „Da ist ein hohes Infektionsgeschehen und wir müssen sehr, sehr aufpassen, dass wir da nicht sozusagen eine zusätzliche Gefahr, ein Fußball-Ischgl, riskieren“, sagte Söder.

Am Dienstag wurde deshalb die 48-Stunden-Regelung für die mitreisenden Fans aus München aufgehoben. Damit müssen sich diese egal wie kurz sie sich für die Partie in Ungarn aufhalten, nach der Rückkehr und einem abgegebenen Corona-Test direkt in Quarantäne begeben. Für die Bayern-Profis greift die Berufspendlerregel hingegen weiter.

Viele Tickets gingen zurück

2100 Tickets stellte die Uefa Bayern München zur Verfügung, trotz kostenloser Corona-Tests an der Säbener Straße vor und nach der Reise haben bis Dienstagnachmittag über 800 Fans vom kostenlosen Rückgaberecht Gebrauch gemacht. Wie viele am Ende tatsächlich nach Budapest anreisen werden, ist mehr als fraglich. Aus Sevilla hatten sich ohnehin nur 350 Personen um Tickets bemüht.

Bayerns Vorstandsvorsitzender Karlheinz Rummenigge verteidigte das Vorgehen der Uefa. Diese habe sich die Entscheidung „sehr schwer gemacht“, erklärte der 64-Jährige. „Sie wollte zielbewusst einen ersten Schritt zurück in Richtung Normalität gehen. Grundsätzlich halten wir das für möglich und nachvollziehbar.“

Im Gegensatz dazu zeigte sein Trainer kein Verständnis für die Austragung eines Spiels in einem Hochrisikogebiet. „Das ist eine Sache, die man nicht ganz so versteht. Aber wir sind nicht die, die die Entscheidung treffen, die haben andere getroffen“, meinte Trainer Hansi Flick nach Bayerns 8:0-Auftaktsieg in der deutschen Bundesliga gegen Schalke am Freitag. Er werde sich notgedrungen mit seinem Team auf die sportliche Aufgabe „fokussieren“, wie er ankündigte: „Wir wollen versuchen, dort zu gewinnen und den nächsten Titel zu holen. Das wäre eine schöne Abrundung.“
Mit dem Supercup könnten David Alaba und Kollegen nach Liga, Cup und Champions League die Saison mit dem vierten Titel krönen. Flick: „Alles andere liegt nicht in meiner Hand.“

(red)

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